Text: Dirk Bathe, World Vision Deutschland / Barbara Mooser, World Vision Schweiz
Die über 900‘000 Rohingya-Flüchtlinge, zusammengedrängt in Cox’ Bazar, dem derzeit grössten Flüchtlingscamp der Welt, und weitere 340‘000 Betroffene im Aufnahmeland Bangladesch brauchen dringend zusätzliche Unterstützung. In einem gemeinsamen Appell vor dem UN-Hochkommissar für Flüchtlingsfragen (UNHCR), Filippo Grandi, fordern wir gemeinsam mit den anderen vor Ort in den Flüchtlingscamps tätigen Hilfsorganisationen Safe the Children und Oxfam die internationale Gemeinschaft auf, den Nothilfeplan für die seit 18 Monaten andauernde Rohingya-Flüchtlingskrise umfangreich zu finanzieren.
Die drei Hilfsorganisationen rufen die Geber und die Regierung von Bangladesch auf, dafür zu sorgen, dass sowohl die Flüchtlinge als auch die Aufnahmegemeinden humanitäre Hilfen erhalten, die ihnen ein Leben in grösserer Sicherheit und Würde ermöglichen. Je länger die Krise dauert, umso wichtiger sind Investitionen in Bildung und die Zukunft der Geflüchteten. Kinder und Jugendliche müssen mit den Fähigkeiten ausgestattet werden, die sie benötigen, um Chancen auf eine bessere Zukunft in Myanmar zu haben, sobald sie sicher dorthin zurückkehren können. Geflüchtete Erwachsene sollten dabei unterstützt werden, selbstständig ihren Lebensunterhalt zu sichern, damit sie eigenständig für ihre Familien sorgen können. Gleichzeitig muss der Grundbedarf an Nahrungsmitteln, sauberem Wasser und Unterkünften gedeckt sein.
«Bildung ist kein Luxus, sondern ein Menschenrecht. Geflüchtete Kinder und ihre Eltern erzählen uns, dass Bildung für sie oberste Priorität hat. Allerdings gibt es viel zu wenig Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche, an Unterricht oder Ausbildungen teilzunehmen.» Rachel Wolff, Leiterin des Kriseneinsatzes von World Vision in Bangladesch
Die Situation für die Jugendlichen ist dramatisch
Schätzungsweise 700’000 Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 24 Jahren, darunter 200’000 aus dem Aufnahmeland, haben keinen Zugang zu Bildungseinrichtungen.
Der 13-jährige Sirjil befürchtet, dass er nie wieder zur Schule gehen wird. Er erzählt: «Ich war in Myanmar in der fünften Klasse, aber hier habe ich nichts zu tun. Manchmal gehe ich in den Wald, um Brennholz zu sammeln. Manchmal gehe ich zum Fluss. Es gibt keine Möglichkeit zu lernen. Lehrer kosten 300 Taka pro Monat (ca. $ 3,50). Wie kann man das bezahlen, wenn man kein Geld hat?»
Die derzeitige Situation, in der neben Bildungschancen auch Möglichkeiten zu legaler Arbeit fehlen, macht die Rohingya-Flüchtlinge abhängig von Hilfe. Insbesondere Kinder werden dadurch leicht Opfer von Ausbeutung. Sie, die bereits auf der Flucht Schreckliches erlebt haben, werden so auch noch einer selbstbestimmten Zukunft beraubt. Auch für die vielen Frauen und Mädchen ist die Situation prekär. Sie finden in den Flüchtlingscamps kaum Arbeit und sind besonders von Missbrauch und Ausbeutung bedroht. Mehr als ein Drittel der befragten Frauen fühlen sich nicht sicher, wenn sie Wasser sammeln oder die Toiletten und Duschkabinen benutzen.
So helfen wir gemeinsam
World Vision hat bis heute mehr als 280’000 Flüchtlinge durch Nahrungsmittelverteilung, Programme zur Vorbeugung gegen Unterernährung, Wasser- und Sanitärsysteme, Kinderschutz und vieles mehr betreut. In diesem Monat werden wir in Partnerschaft mit Unicef das erste von 21 Lernzentren für geflüchtete Jugendliche und Heranwachsende eröffnen. World Vision arbeitet bereits seit 1972 mit verschiedenen Gemeinschaften in Bangladesch zusammen.
Die Kinder und Familien in Bangladesch brauchen weiter dringend Ihre Unterstützung. Spenden Sie jetzt!