Frohe Weihnachten: In Ecuador ist Weihnachten ein Grund zur Freude - also ganz ähnlich wie bei uns.
Text: World Vision Schweiz
Kerzen, Schmuck und Lichterketten gehören für viele zu Weihnachten dazu, im Idealfall auch Schnee. Zumindest in Ländern wie der Schweiz, Frankreich, Deutschland oder Österreich. In Lateinamerika gibt es andere Traditionen: Bei sommerlichen Temperaturen finden die Feiern im südlichen Teil des Kontinents auf den Strassen statt oder am Strand.
Den Start in die Vorweihnachtszeit feiert Kolumbien am 7. Dezember mit der Nacht der kleinen Kerzen («Noche de las Velitas»): Überall stellen Menschen Kerzen und Laternen auf, die sie entzünden, sobald es dunkel wird. Sie feiern die Nacht, in der der Erzengel Gabriel Maria verkündete, dass sie als Mutter Jesu auserwählt worden sei. Das Fest geht nahtlos in den Feiertag am 8. Dezember über, den «Tag der unbefleckten Empfängnis», in Kolumbien «Dia de las Velitas».
Neun Gebete für neun Monate
Weiter geht es am 16. Dezember nicht nur in Kolumbien, sondern auch in Venezuela und Ecuador mit den «Novena de Aguinaldos» oder «Novena de Navidad», wörtlich übersetzt die neun Gebete der Weihnachtsgaben. Laut Tradition erfolgt neun Tage lang in Folge erst ein Gebet, je in Gedenken an einen Monat bis zur Geburt. Dann gibt es ein Essen im Kreis der Familie und Nachbarschaft, bei der auch Weihnachtslieder («Villancicos») gesungen werden.
Andenken an Bethlehem: Bei den «Posadas» erbitten Menschen in Guatemala symbolisch eine Unterkunft. Jungen und Mädchen tragen die Figuren bei der traditionellen Prozession.
Ebenfalls am 16. Dezember beginnen in Bolivien, Guatemala und Mexiko die «Posadas»: Prozessionen, bei denen Gruppen durch das Dorf ziehen und symbolisch wie damals Maria und Josef nach einer Unterkunft suchen. Auf ihren Schultern tragen sie biblische Figuren. Und im letzten Haus gibt es für alle ein grosses Fest mit Punsch und Piñatas. Die sind im Übrigen ein sehr christliches Symbol: Traditionell in Form eines Sterns mit sieben Zacken symbolisieren eine Piñata die Todsünden, die zerstört werden, woraufhin es zur Belohnung Süssigkeiten regnet.
Christliches Symbol: Kinder in Mexiko zerbrechen die Piñata, ein traditionelles christliches Symbol in Mexiko. Die Sünde wird zerstört, zur Belohnung gibt es Süsses.
Erst Heilige Drei Könige, dann Messe des Hahns
Ähnlich bunt und fröhlich wird in Bolivien auch jenseits der Posadas gefeiert: Wer es sich leisten kann, schmückt einen Tannenbaum (natürlich aus Plastik) und verschönert sein Haus mit Palmenblättern und Lichterketten. Auf den Plätzen und vor den Häusern werden Krippen aufgebaut, vor denen Kinder tanzen, die als Heilige Drei Könige verkleidet sind. Sie ziehen durch die Nachbarschaft und verdienen sich so am Abend vor Weihnachten Süssigkeiten.
Frohe Zeit: Für Kinder und ihre Familie ist Weihnachten in Bolivien eine besondere Zeit. Patenschaften ermöglichen auch armen Kindern ein grosses Fest und ein Geschenk.
Wieder zuhause stellen sie ihre Schuhe mit Wünschen ans Fenster, in der Hoffnung, dass das Christkind sie ihnen bis zum Morgen erfüllt. Noch am Abend gibt es ein grosses Festessen, am besten im Kreis der gesamten Familie und mit dem traditionellen Eintopf «Picana de Navidad», in dem vor allem Fleisch und Mais schmoren. Dann geht es für alle in die Weihnachtsmesse, die «Misa de Gallo», deren Name an den Hahn erinnert, der der Legende nach als erster die Geburt Jesus Christus verkündet haben soll.
Krippen und biblische Szenen
Solche traditionellen Szenen spielen in Lateinamerika eine grosse Rolle, ob bei Prozessionen oder «Pastorelas», Aufführungen biblischer Szenen. Krippen finden sich überall: In Ecuador pilgern Menschen auf geschmückten und bepackten Lamas zu ihnen, um mit ihren Gaben um Gottes Segen zu bitten. Auch hier gibt es im Anschluss ein Fest, bei dem viel Fleisch gegrillt wird.
Biblische Szene: Überall in Lateinamerika stellen Menschen zu Weihnachten biblische Szenen nach, wie zum Beispiel die Familie Raquileo in Chile die Geburt Jesu.
In Paraguaya ist das klassische Weihnachtsessen ein grosses Verwirrspiel: Denn die «Sopa» (Suppe), die gerne gereicht wird, ist eigentlich ein Kuchen ist aus Maismehl, Eiern und Käse. Meister der Verwirrung ist aber Chile: Denn hier heisst Weihnachten in vielen Teilen Ostern («Pascua»). Zum Fest ein Weihnachtsbrot, das Osterkuchen heisst («Pan de Pascua»), eine Art Panetone mit Nüssen und kandidierten Früchte. Und die Geschenke bringt der «Viejito Pascuero», der Weihnachtsmann, der eigentlich Ostern in seinem Namen trägt.