Im Jahr 2011 haben sich 2.5 Millionen Menschen neu mit HIV infiziert, das sind 40 Prozent weniger als noch vor sechs Jahren. Auch die Anzahl der Todesopfer ist seit 2005 um einen Viertel gesunken. Die Gründe sind zum einen Präventionsbotschaften, die besonders in Afrika flächendeckend kommuniziert werden und zum anderen der Zugang zu Medikamenten, der heute für zwanzigmal mehr Betroffene besteht als 2003. Werden nämlich antiretrovirale (ARV-) Medikamente langfristig korrekt eingenommen, so haben HIV-positive Menschen heute gute Chancen, genauso alt zu werden wie HIV-negative.
Mit Vorsicht zu geniessen
Die guten Nachrichten bergen allerdings auch ein Risiko: Die Weltöffentlichkeit nimmt die HIV- und Aids-Epidemie nicht mehr als solche wahr, und die Thematik verschwindet vielerorts langsam von der Agenda. Dabei leben heute rund 34 Millionen HIV-positive Menschen. Und obwohl heute acht Millionen der Betroffenen Zugang zu den für sie lebensnotwendigen ARV-Medikamenten haben, so ist das doch erst die Hälfte der 15 Millionen, die derzeit dringend auf Behandlung angewiesen sind. Damit wurde das Ziel der UNO, bis 2010 universellen Zugang zu ARV-Medikamenten zu schaffen bei weitem verfehlt.
Es besteht nach wie vor Handlungsbedarf
Mit 72 Prozent aller Ansteckungen und Todesfälle ist der afrikanische Kontinent weiterhin am stärksten von HIV und Aids betroffen. Jede zwanzigste erwachsene Person in Afrika südlich der Sahara trägt das Virus in sich. Doch in den meisten afrikanischen Ländern sind die Zahlen der Neuansteckungen rückläufig. Nicht zuletzt, da HIV und Aids vielerorts bereits auf Primarstufe zum Schulstoff gehört und sich auf lokaler Ebene Gruppen etabliert haben, die Tabus und Stigmata entgegen treten. Sie unterstützen Betroffene und sprechen offen über den Weg und die Folgen einer Ansteckung.
Im Osten auf dem Vormarsch
Doch während in Afrika die Zahl der Todesfälle und neu Infizierten sinkt, ist sie in den letzten Jahren in osteuropäischen und zentralasiatischen Ländern deutlich gestiegen. Dort lebt mittlerweile jede hundertste erwachsene Person mit dem Virus. Und während vor zehn Jahren noch 15‘000 Menschen an Aids starben, sind es heute jährlich 90‘000. Wichtige Gründe für die erschreckende Tendenz sind die durch Armut und Ausbeutung bedingte hohe Zahl an Frauen, die sich zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr gezwungen sieht, eine steigende Anzahl von Drogen Injizierenden und der mangelnde Zugang zu ARV-Medikamenten.
Eine Initiative, die Hoffnung schenkt
Mit seiner „Initiative Hoffnung“ setzt sich World Vision auf breiter Front im Kampf gegen HIV und Aids ein und fokussiert dabei unter anderem den flächendeckenden Zugang zu HIV-Tests und ARV-Medikamenten für Neugeborene. Denn diese sind heute gerade einmal für drei von zehn Kindern zugänglich und jedes zweite HIV-positive Kleinkind stirbt, ohne dass das Virus überhaupt bemerkt wurde.