Vietnam: Ein Ernährungsclub mit vielen Extras
31. August 2022
Wie stellt man ein Mittel gegen Durchfall selbst her? Auch die Männer im Ernährungsclub schauen interessiert zu.
Text: Munkhtsetseg Ayush, World Vision Schweiz und Liechtenstein, International Programme Manager für Ostasien
Im Dorf Bin unseres Entwicklungsprojektes Mai Chau in Vietnam haben wir 2017 einen Ernährungsclub mit dem Ziel gegründet, die Unterernährungsrate bei Kindern im Dorf zu senken und das Wissen der Dorfbewohner über eine gesunde Entwicklung ihrer Kinder auszubauen.
Ein paar Zahlen
Der Club hat 37 aktive Mitglieder. 2017 lebten im Dorf 46 Kinder, von denen 17 unterernährt waren. Nur 6 Familien hatten eine Latrine. 2022 sind nur noch 5 Kinder unterernährt und befinden sich jetzt auf dem Weg der Besserung. 28 von 37 Familien haben heute hygienische Latrinen.
Monatliche Treffen
Die Clubmitglieder treffen sich monatlich und besprechen, wie man nahrhaftes Essen kocht und Kinder altersgerecht ernährt, um Mangelernährung zu vermeiden. Aber das ist nicht das einzige Thema, das die Mitglieder diskutieren. Der Club hat einen ganzheitlichen Ansatz. Sie befassen sich auch mit Fragen des Kinderschutzes, der Gesundheit, der Wasserversorgung und der sanitären Einrichtungen sowie der Existenzsicherung. Die Mitarbeitenden im Entwicklungsprojekt Mai Chau schulen die Leiterinnen des Clubs, damit sie in der Lage sind, das Gelernte an die Dorfbewohner weiterzugeben.
Verändern von gewohnten Verhaltensweisen
Die Änderung von Verhaltensweisen ist ein sehr wichtiges Thema. Eine lang anhaltende und lebensverbessernde Wirkung ist möglich, wenn in der Gemeinde ein Bewusstseins- und Verhaltenswandel stattfindet. Neben der Schulung der Clubmitglieder in erfolgreichen World Vision-Projektmodellen wie Ultra-Poor Graduation*, Savings for Transformation und Celebrating Families leistet das Entwicklungsprojekt Mai Chau viel Aufklärungs- und Kommunikationsarbeit in der Gemeinde.
Eine sichere Lebensgrundlage
Im Bereich Lebensgrundlage befassen sich die Mitglieder mit nachhaltigen landwirtschaftlichen Methoden und wie sie mit geeigneter Lebensmittelproduktion höhere Einkommen erzielen. Darüber hinaus zahlt jedes Mitglied pro Monat einen bestimmten Betrag in eine gemeinsame Sparkasse ein. Die Mitglieder können daraus Darlehen für landwirtschaftliche Geräte oder einen Notkredit aufnehmen.
Kinderschutz für das Wohlergehen der Kinder
In den Bereichen Kinderbetreuung und Kinderschutz lernen die Mitglieder, wie sie sich angemessen um ihre Kinder kümmern sowie die familiären Beziehungen und den Zusammenhalt im Dorf verbessern können.
* Ultra Poor Graduation hilft extrem armen Familien ganzheitlich, aus dem Teufelskreis der Armut herauszukommen, eine Lebensgrundlage und Widerstandskraft aufzubauen sowie sich konstruktiv in ihre Gemeinschaft einzubringen.
Savings for Transformation hilft armen Familien ohne Zugang zu einer Bank dabei, innerhalb ihrer Gemeinschaft eine eigene Bank aufzubauen. Sie sparen gemeinsam und gewähren einander Kredite zu einem günstigen Zins. Mit diesen Krediten können sie Kleinunternehmen aufbauen oder unvorhergesehene Notfälle finanzieren.
Celebrating Families wurde von World Vision entwickelt, um Eltern und Erziehungsberechtigte dabei zu unterstützen, eine Umgebung zu schaffen, in der sich Kinder gesund und geliebt entwickeln können.
Was Leiterinnen sagen
Frau Yen, Leiterin des Ernährungsclubs, sagt: «Der Club hat so viele Vorteile für die Gemeinschaft. Wir haben viele Veränderungen bei Frauen und Kindern im Umgang miteinander festgestellt. Ausserdem wenden sie ihr Wissen zu Hause an. Ohne den Club wäre die Rate der unterernährten Kinder sehr hoch. Die Mütter und Betreuerinnen sind nicht nur in puncto Ernährung, sondern auch in Bezug auf die allgemeine Betreuung ihrer Kinder viel besser geworden. Ausserdem haben die Frauen jetzt eine stärkere Stimme in der Familie und in der Gemeinde, und sie sind viel selbstbewusster als früher.»
Frau Han ist die Leiterin der kommunalen Frauenvereinigung und arbeitet mit dem Gesundheitspersonal der Gemeinde zusammen, um Kommunikationsmaterialien vorzubereiten und an der Planung der Sitzungen teilzunehmen. Sie sagt: «World Vision hat die Frauen ermutigt und mobilisiert, dem Club beizutreten. Wir sind sehr dankbar für ihre Unterstützung bei der Einrichtung und Aufrechterhaltung unseres Clubs. Die Clubmitglieder werden darin geschult, sich um ihre Kinder zu kümmern. Ausserdem haben sie gelernt, wie man Vieh hält und Gemüse anbaut. In der Vergangenheit waren Frauen schüchtern. Sie hatten keinen Raum, um sich zu treffen. Jetzt sind sie aktive Mitglieder der Gemeinschaft geworden und haben sich viel Wissen angeeignet.»
Frau Kwin, Leiterin des Gesundheitszentrums der Gemeinde, sagt: «Die World Vision-Schulungen haben mir geholfen, mein Wissen über Ernährung zu verbessern. Die Zahl der unterernährten Kinder ist deutlich zurückgegangen. Die Regierung hat ein Ernährungsprogramm, das Programm von World Vision ist jedoch ganzheitlicher und umfasst freiwillige Gesundheitshelfer, Kommunikation und Interessenvertretung sowie Sensibilisierung. Das Programm unterstützt Familien auch dabei, mit Tierhaltung und Gemüseanbau den Lebensunterhalt zu verdienen. Die Freiwilligen des Ernährungsclubs besuchen Haushalte mit Kleinkindern und schwangeren Frauen und bringen ihnen bei, wie man Gemüse anbaut und nahrhaftes Essen kocht.»
