Jedes Land verfügt über ungenutzte wirtschaftliche Ressourcen. Wird dieses Potenzial entdeckt, gefördert und ökonomisch genutzt, erlebt eine Region oder das ganze Land einen Aufschwung.
Bodenschätze können so eine Ressource sein. Sehr häufig sind es aber ganz einfach: Frauen. Sie sind in weiten Teilen der Welt immer noch nicht wirtschaftlich gleichgestellt oder leisten unbezahlte Arbeit, zum Beispiel im Haushalt. Auch im Tschad in Zentralafrika gibt es diese Ungleichstellung und auch hier schlummert grosses wirtschaftliches Potenzial.
Seit 2010 fördert World Vision in der Region Mandoul im Süden des Tschads die Ressource «Frau». Das Kinderhilfswerk hat bestehende Kooperativen ausgewählt und den einzelnen Mitgliedern gezielt Aus- und Weiterbildungen ermöglicht. Bis heute sind 20 solcher Gruppen entstanden. Eine davon ist die «DIAN-RAHO»–Kooperative (übersetzt: Frauen können es genauso gut), deren Mitglieder nebst dem Verkauf von lokalen Produkten auch Stoffe färben, schreinern und nähen.
Rodjete Sidonie ist eine der Frauen von «DIAN-RAHO». Sie ist die Schreinerin der Kooperative. Nebst einem Einkommen hat die Arbeit ihr und ihren Kolleginnen auch Würde und Zuversicht gegeben: «Ich kann nicht in Worte fassen, wie viel besser ich mich heute fühle», erzählt Rodjete. «Ich war Hausfrau und mein Mann der Alleinverdiener der Familie. Ich wurde mehrmals von meiner Schwieger-Familie bedroht, dass sie ihm eine Zweitfrau suchten, weil ich in ihren Augen nur sein Geld verprasse. Ich fühlte mich nutzlos.» Inmitten ihrer Verzweiflung erzählte ihr eine Kollegin von den Frauen-Kooperativen von World Vision. Rodjete berichtet: «Nach der Registrierung erhielten wir eine Ausbildung von World Vision. Ich bin so dankbar für diese Unterstützung, denn heute kann ich mit dem Gewinn ebenfalls zum Familienwohl beitragen. Zum Beispiel habe ich die Schulgebühren meiner Kinder übernommen.»
Kürzlich ergab sich eine bedeutende Situation: Rodjetes Ehemann wurde krank, aber er wartete noch auf seinen Zahltag, bevor er ins Spital ging. Sein Arbeitgeber verschob aber die Auszahlung des Lohns immer weiter. Rodjete erzählt: «Tag um Tag wurde nicht nur das Geld knapper, sondern auch die Kräfte meines Mannes. Eines Tages, als ich von einem erfolgreichen Tag auf dem Markt zurückkam, brachte ich meinen Mann ins Spital. Er verbrachte dort einige Tage und als sie uns die Rechnung ausstellten, war es mir eine Ehre, diese zu bezahlen. Niemand sonst in meiner Gross-Familie hätte das Geld dafür aufbringen können. Seit diesem Tag hat sich die Dynamik in unserer Ehe verändert.» Für Rodjete ist die Arbeit in der Kooperative weit mehr als nur ein Job. Stolz sagt sie: «Gegen aussen mag diese Massnahme eine einfache Unterstützung sein, aber sie hat mir meinen Respekt und meine Würde zurückgegeben.»
Frauen wie Rodjete sind eine riesige Bereicherung für die Region. Sie arbeiten hart, um die Umstände, in denen sie selber, ihre Kinder und die ganze Gemeinschaft sind, zu verbessern.