Sudankrise: Was passiert und wie reagiert World Vision darauf?

10. Mai 2023

Sudan: Eine World Vision-Mitarbeiterin spricht mit einigen Frauen.

Der aktuelle Konflikt im Sudan zwingt Tausende von Menschen zur Flucht. World Vision unterstützt die am meisten gefährdeten Menschen in den Bereichen Gesundheit und Ernährung.

 

Text: World Vision International

 

Am 15. April 2023 kam es in der sudanesischen Hauptstadt Khartum zu bewaffneten Zusammenstössen, nachdem die Spannungen im Zusammenhang mit dem geplanten Übergang zu einer demokratischen Regierungsform seit Tagen zugenommen hatten. Die Sicherheitslage hat sich verschlechtert, was zu Hunderten von Toten führte, darunter 18 Mitarbeitende von Hilfsorganisationen. Seither haben bewaffnete Angriffe auch auf andere Städte übergegriffen, darunter Nyala im Bundesstaat Süd-Darfur.

 

«Tausende und Abertausende von Zivilisten sind in ihren Häusern eingeschlossen, ohne Strom, unfähig, sich nach draussen zu wagen, und in Sorge, dass ihnen Nahrungsmittel, Trinkwasser und Medikamente ausgehen», sagte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte Volker Türk.

 

Mit der Eskalation der Gewalt und der damit zusammenhängenden Flüchtlingsbewegungen hat sich die Hungerkrise weiter verschärft. Schon vor dem jüngsten Aufflammen der Gewalt litt etwa ein Drittel der sudanesischen Bevölkerung jeden Tag Hunger. Jetzt sind Millionen weiterer Menschen von akuter Ernährungsunsicherheit und Hunger bedroht, was die ohnehin schon kritische Situation noch verschlimmert.​

 

1. Was passiert im Sudan?

2. Wie beeinflusst der Konflikt Kinder und ihre Familien?

3. Auswirkung des Konflikts auf die umliegenden Länder? Evt. 1-2 dazu hinzufügen

4. Was reagiert World Vision auf die Krise im Sudan?

5. Wie kann ich helfen?

 

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1. Was passiert im Sudan?

Der vorgeschlagene Übergang zur demokratischen Regierungsführung ist der Ursprung des jüngsten Konflikts im Sudan, da rivalisierende Fraktionen um die Kontrolle des Landes kämpfen und das Risiko eines landesweiten Bürgerkriegs erhöhen.

 

Emmanuel Isch, der Direktor von World Vision Sudan, beschreibt die schwierige Situation: «Die eskalierende Gewalt im ganzen Sudan ist sehr besorgniserregend und gefährdet das Leben unschuldiger Zivilisten, insbesondere von Frauen und Kindern. Viele Sudanesinnen und Sudanesen, gerade in Khartum und Süddarfur, sind seit Tagen in ihren Häusern gefangen, haben keinen Zugang zu Nahrung und Wasser und sind vermehrt von Unsicherheit betroffen. Wir schliessen uns humanitären Partnern und der internationalen Gemeinschaft an und fordern alle Konfliktparteien auf, alle notwendigen Massnahmen zu ergreifen, um Zivilisten, insbesondere Kinder, zu schützen und ihre Sicherheit zu gewährleisten.»

 

Sudan: Frauen und Kinder stehen vor einer Klinik für Mangelernährung in Darfur.

World Vision ist besonders besorgt um Frauen und Kinder im Sudan, da sie oftmals in Konflikten zu den am meisten Betroffenen gehören.

 

2.Wie wirkt sich der aktuelle Konflikt auf Kinder und ihre Familien im Sudan aus?

Viele Menschen im Sudan waren aufgrund von Klimaschocks, steigenden Lebensmittelpreisen und politischen Unruhen bereits täglich mit Hunger konfrontiert. Der anhaltende Konflikt und der jüngste Anstieg der Gewalt haben die Menschen in vielerlei Hinsicht beeinträchtigt:

  • Familien verstecken sich vor der erschreckenden Gewalt in ihren Häusern.  und machen sich Sorgen, ob sie genug Essen und Wasser haben werden. Die Situation ist ernst und verzweifelt.
  • World Vision ist eine der grössten humanitären Organisationen, die im Sudan präsent sind, und unser grösstes Anliegen ist derzeit die Sicherheit von Frauen und Kindern. Eine Eskalation der Gewalt, wie wir sie im Sudan erleben, zwingt Familien oft zur Flucht, und die erzwungene Migration verstärkt häufig geschlechtsspezifische Gewalt.
  • World Vision ist ebenso besorgt über den Zugang zu sauberem Wasser und Nahrung. Millionen von Kindern sind bereits unterernährt, viele von ihnen sind in einem lebensgefährlichen Zustand. Erhalten sie nicht schnellsten nährstoffreiche Lebensmittel, werden sie körperliche Schäden und schwere Auswirkungen auf ihre Entwicklung erleiden oder sogar sterben.
  • Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) meldete Angriffe auf mehrere Gesundheitseinrichtungen; viele andere Einrichtungen sind überlastet und aufgrund von Personalmangel und fehlenden Hilfsgütern nahezu funktionsunfähig. Bewaffnete Kämpfer haben Häuser besetzt, Berichten zufolge auch einige Krankenhäuser und Schulen, und auch die Wasser- und Stromversorgungsinfrastruktur wurde angegriffen.

 

Bevor der jüngste Konflikt begann, waren fast 16 Millionen Menschen - etwa ein Drittel der Bevölkerung des Landes - bereits auf die Unterstützung humanitäre Organisationen wie World Vision für ihr Überleben angewiesen. In dieser Zahl sind rund vier Millionen Kinder unter fünf Jahren eingeschlossen, die aufgrund der anhaltenden Hungerkrise in Ostafrika unter schwerer Mangelernährung leiden. Diese ohnehin schon schrecklichen Zahlen werden voraussichtlich steigen, wenn ein Ende der Gewalt nicht bald kommt.

 

3. Was sind die Auswirkung auf die umliegenden Länder?

Viele Menschen aus den umkämpften Bundesstaaten sind in die angrenzenden Länder Ägypten, Äthiopien, Südsudan, Zentralafrikanische Republik und Tschad geflohen. Diese Länder kämpfen selbst mit grossen Problemen und stehen nun vor riesigen Herausforderungen mit den Flüchtlingsströmen. World Vision ist derzeit in den meisten umliegenden Ländern aktiv, um die geflüchteten Menschen mit Lebensnotwendigem zu unterstützen.

 

Beispiel Tschad:

  • Das UNHCR und die Regierung registrieren täglich rund 500 sudanesische Flüchtende und tschadische Bürgerinnen und Bürger, die notgedrungen in ihre Heimat zurückkehren, im Osten des Landes.
  • Bis Ende Mai 2023 sind über 80'000 Menschen, meist Frauen und Kinder, aus dem Sudan überr die Grenze gekommen. Man rechnet damit, dass die Zahl der neuen Geflüchteten auf 100’000 ansteigen wird, zusätzlich zu den 345’000 Menschen, die jetzt schon in 12 Flüchtlingslagern im Osten des Landes leben.
  • Es besteht ein riesiger Bedarf an Unterkünften, Lebensmittel, Trinkwasser und sanitären Anlagen.
  • Kinderschutz und das Verhindern von geschlechtsspezifischer Gewalt müssen dringend gewährleistet werden.
  • Der Osten des Tschad ist nur schlecht erschlossen, so dass der Zugang mit Hilfsgütern erschwert ist.
  • Die im Tschad andauernde Hungerkrise und Benzinknappheit treiben die Preise in die Höhe.

 

World Vision arbeitet mit dem UNHCR zusammen, um sich auf die Nothilfe für die Menschen aus dem Sudan vorzubereiten. Schwerpunkte sind Kinderschutz, Lebensmittel, Wasserversorgung und sanitäre Anlagen. 

Wir versorgen bereits 20'000 Kinder und über 100'000 Mütter mit Lebensmitteln und Nährstoffen, um gegen die Mangelernährung vorzugehen.

Wir haben auch mechanische Brunnen gebohrt, die 4500 Menschen in Mile mit sauberem Wasser versorgen (Stand Ende Mai 2023).

 

4. Wie reagiert World Vision auf die Krise im Sudan?

World Vision Sudan konnte am 15. Mai in einigen Landesteilen wieder mit der Verteilung von Lebensmitteln beginnen. 
In den umliegenden Ländern unterstützt World Vision geflüchtete Menschen mit Lebensnotwendigem.

 

World Vision ist eine der grössten humanitären Organisationen mit Präsenz im Sudan und unser grösstes Anliegen ist derzeit die Sicherheit von Frauen und Kindern. Daher schliesst sich World Vision anderen humanitären Organisationen an und ruft alle Parteien dazu auf, dem Schutz der Zivilbevölkerung, insbesondere der Kinder, höchste Priorität einzuräumen.

«Es ist von entscheidender Bedeutung, dass der Frieden dringend wiederhergestellt wird, wenn Kinder, die unterernährt sind und zu verhungern drohen, nicht tiefes Leid erfahren sollen, das ihr Leben verkürzen könnte», fügte Emmanuel Isch hinzu. «Kinder unter 5 Jahren sind besonders gefährdet. Ohne Frieden können wir den extrem gefährdeten Mädchen und Jungen und ihren Gemeinschaften keine Nahrungsmittelhilfe und Ernährungsunterstützung zukommen lassen.»

 

Aufgrund des aktuellen Konflikts hat World Vision im April 2023 die schwierige Entscheidung treffen müssen, die Hilfemassnahmen zum Schutz unseres Personals vorübergehend auszusetzen. Unser nationales Personal blieb zu Hause im Stand-By, da Programmaktivitäten aufgrund der Sicherheitslage nicht möglich waren. Unser internationales Personal wurde Ende April evakuiert. Mitte Mai konnten unsere Mitarbeitenden in einigen Landesteilen wieder mit der Verteilung von Lebensmitteln beginnen. Bei all unseren Aktivitäten ist uns wichtig, unsere Mitarbeitenden nicht in Gefahr zu bringen. 

Bis Ende Mai 2023 haben wir rund 90'000 Menschen mit 500 Tonnen Nahrungsmittel unterstützt, hauptsächlich in Südkordofan unbd Süddarfur. Wir hoffen, bald auch in weiteren Gebieten präsent zu sein. 

"Wir und andere Organisationen fordern alle Seiten auf, Frieden wiederherzustellen oder einen Waffenstillstand zu erreichen, der humanitären Organisationen wie World Vision erlaubt, herauszukommen und Hilfe zu leisten", sagt Emmanuel Isch.

 

Unsere Ziele für die vom Konflikt betroffenen Menschen:

  • Sie haben Zugang zu Lebensmitteln und anderen Grundbedürfnissen.
  • Sie sind besser vor Dehydration und Krankheiten geschützt, die durch verunreinigtes Wasser oder verunmöglichter Hygiene verursacht werden.
  • Sie haben Zugang zu medizinischer Versorgung und Ernährungszentren und wenden gute Verhaltensweisen für ihre Gesundheit an.
  • Sie haben ein gutes Umfeld mit funktionierenden Schutzmechanismen und können in Würde leben.

 

World Vision ist seit 1983 im Sudan tätig und hat 1988 seine Tätigkeit eingestellt, diese jedoch 2004 aufgrund der Darfur-Krise wieder aufgenommen. World Vision ist eine der grössten humanitären Hilfsorganisationen, die im Sudan tätig ist, und das seit fast vier Jahrzehnten.

Im vergangenen Jahr haben wir mehr als 1,5 Millionen Menschen - die meisten von ihnen Frauen und Kinder - mit lebensrettender Hilfe erreicht, darunter Nahrungsmittel, Zugang zu sauberem Wasser, Kinderschutz, Gesundheit und Ernährung sowie Sanitär- und Hygieneprogramme.

Unsere weitere Arbeit im Jahr 2022 umfasste:

  • Unterstützung eines Schulspeisungsprogramms für mehr als 140’000 bedürftige Kinder
  • Zugang zu sauberem Wasser für mehr als 55’000 Menschen
  • Versorgung von mehr als 41’000 Menschen mit häuslicher Gesundheitsfürsorge und Behandlung

 

5. Wie kann ich helfen?

Wir schätzen Ihre Sorge und Fürsorge für die am meisten benachteiligten Kinder, die in den gefährlichsten Orten der Welt leben, sehr. Die Erfahrungen, die sie täglich machen müssen, entsprechen nicht dem, was eine Kindheit eigentlich ausmachen sollte.

Konflikte wie im Sudan verschlimmern die Auswirkungen der Hungerkrise.
Die Bevölkerung Sudans litt bereits unter der globalen Hungerkrise und nun werden Millionen von Kindern, schwangeren Frauen und Müttern aufgrund des aktuellen Konflikts noch mehr als bisher dem Hungerrisiko ausgesetzt sein. Bitte helfen Sie, ihre dringenden Bedürfnisse zu decken, indem Sie unseren Kampf gegen die Globale Hungerkrise unterstützen.

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