Viele Menschen fliehen vor der Krise im Sudan. World Vision-Mitarbeitende leisten erste Nothilfe.
Text: Ganzi Isharaza, Emergency Communications, World Vision International
Der 14. April 2023 war ein ganz normaler Freitag, ein Tag des Gottesdienstes, in Khartum, der Hauptstadt des Sudan. «Es war wie jeder andere Freitag», sagt Hayat Muhammed, ein Mitarbeiter von World Vision Sudan. «Ja, es gab Gerüchte über Spannungen, aber das war schon seit Monaten so.»
Am nächsten Tag änderte sich alles. Die Kämpfe zwischen den sudanesischen Streitkräften (SAF) und der RSF-Miliz brachen am 15. April aus und haben seitdem (mit wenigen Ausnahmen wie Eid, einem muslimischen hohen Feiertag) nicht aufgehört. Und dies trotz mehrerer Versuche, einen längeren Waffenstillstand zu vereinbaren.
Der Konfliktdreht sich um den vorgeschlagenen Übergang zu einer zivilen Regierung. Bis zum 30. Juni wurden über 1080 Zivilisten getötet, 11'714 verletzt und mehr als 2,5 Millionen Menschen, vor allem Frauen und Kinder, aus ihren Häusern und ihrer Lebensgrundlage vertrieben. Ihre Zwangsmigration hat die ohnehin schon schwere humanitäre Krise in der Region weiter verschärft. Bis Ende Juni sind über eine halbe Million Menschen in den Südsudan und andere Nachbarländer geflohen.
Seit fast drei Monaten hat sich der Konflikt weiter verschärft und droht, das Land in einen ausgewachsenen Bürgerkrieg zu stürzen. Aus der Region Darfur werden Kämpfe zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen gemeldet.
World Vision-Mitarbeitende kümmern sich in der Region um die Bedürfnisse von Flüchtlingen, Rückkehrern und betroffenen Gemeinden im Tschad, der Zentralafrikanischen Republik, Ägypten, dem Südsudan und Äthiopien. Die Massnahmen im Sudan selbst wurden teilweise wieder aufgenommen, nachdem sie im ersten Monat des Konflikts vorübergehend unterbrochen worden waren.
«Für uns Mitarbeitende von World Vision ist es wichtig, uns daran zu erinnern, warum wir unsere Arbeit tun, jenseits von Zahlen und Statistiken», sagt Jeff Wright, Leiter der Sudan-Nothilfe. «Unsere Arbeit zielt darauf ab, das Leben von Kindern wie dem 10-jährigen Omar zu verbessern, der vor dem Konflikt beide Eltern verloren hat und von seinem Onkel getrennt wurde, als die Kämpfe ausbrachen. Er war gezwungen, mit seiner kranken Grossmutter aus dem Land zu fliehen. Und wir arbeiten für Frauen wie Saura, die mit ihren Kindern aus dem Sudan in den Südsudan floh, nachdem sie mit ansehen musste, wie ihr Mann erschossen wurde.»
Saura (links) musste mit ansehen, wie ihr Mann erschossen wurde. Sie selber konnte mit ihren Kindern in den Südsudan fliehen.
Die Sudan-Krise hat die Hungerkrise in der Region massiv verschärft. Helfen Sie uns, den Hunger zu bekämpfen!