Text: World Vision Deutschland
Das geht aus einer jetzt veröffentlichten Studie des international tätigen Kinderhilfswerks World Vision hervor. World Vision Deutschland befragte für die Studie Expertinnen, Experten und Betroffene aus vier Ländern.
Hier können Sie die komplette Studie als PDF herunterladen.
Als Teil der Covid-Massnahmen wurden weltweit Schulen vorübergehend geschlossen. Um den Unterrichtsausfall zu kompensieren, hatten Regierungen in vielen Ländern digitale Endgeräte eingesetzt, um über virtuelle Lernplattformen Unterrichtsinhalte zu vermitteln. Dies hatte aber ungewollt zur Folge, dass sich damit auch die Möglichkeiten von sexuellem Missbrauch über das Internet deutlich erhöhten.
Ekkardt Sonntag, Leiter des World Vision Instituts für Forschung und Entwicklung in Deutschland: „Sexualisierte Online-Gewalt kann jedes Kind überall auf der Welt betreffen und verschiedenste Formen annehmen. Von sogenanntem Cyberbullying unter Gleichaltrigen über gefilmte und online veröffentliche analoge Gewalthandlungen bis hin zu armutsbedingtem Livestreaming ist im Netz alles möglich. Es ist ein komplexes Phänomen, welches oft Ländergrenzen überschreitet.“
In ärmeren Kontexten, auch in Ländern des globalen Südens, werden Kinder von Mittelspersonen, teils der eigenen Familie, vor die Livestreaming-Kamera gestellt, um gegen Bezahlung nackt zu posieren oder sogar von Dritten vergewaltigt zu werden. Die zahlenden Konsumenten und Konsumentinnen solchen Materials sitzen oft in den reicheren Ländern des globalen Nordens.
Die Studie zeigt deutliche Lücken im digitalen Kinderschutz bei Politik, Strafverfolgung und Unternehmensverantwortung der Tech-Companies auf. Aber auch mögliche Lösungsansätze werden genannt. Dazu gehört die Priorisierung von Kinderschutz im digitalen Raum, v.a. durch gesellschaftliche Aufklärung und altersgerechte Kinderrechte-Bildung sowie Medienkompetenz ab der ersten Schulklasse.
World Vision-Kinderrechtereferentin und Studien-Mitautorin Kristina Kreuzer: “Das Recht auf Schutz für Kinder muss auch im digitalen Raum gelten – dennoch gibt es angesichts des rasanten technischen Fortschritts viele Lücken und grosse Unwissenheit in Gesellschaft, Politik und bei Fachkräften der sozialen Arbeit.“
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die Corona-Pandemie hat die Lage bleibend verschärft. Täterinnen und Täter unterliegen durch die Homeoffice-Regelungen weniger sozialer Kontrolle als zuvor und können wesentlich mehr Zeit im Internet verbringen. Ebenso haben spätestens mit dem pandemiebedingten Homeschooling Kinder aller Bevölkerungsschichten einen Zugang zum Internet erlangt, ohne auf die Risiken digitalisierter Kriminalität vorbereitet worden zu sein.
„Kriminelle können Kinder zum Beispiel per ‚Copy-and-Paste‘ zu tausenden auf Spieleplattformen mit derselben Nachricht ansprechen, durch Übersetzungssoftware auch in Sprachen, die sie nicht beherrschen. Außerdem macht das Internet das Trauma für Kinder und Jugendliche permanent, denn Missbrauchsmaterial kann nie endgültig gelöscht werden. Es gibt erschreckend viele Missbrauchsmöglichkeiten“, erklärt Co-Autorin Caterina Rohde-Abuba.
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