Cecilia ist stolz auf ihren Weg. Die 35-jährige hat ihr Studium abgeschlossen und versprochen, die Kinder ihres Aeta-Stammes zu unterrichten, damit sie gebildet sind und nicht ausgenutzt werden.
Text: World Vision Schweiz
Die Aeta – ein indigenes Hochlandvolk der Philippinen
Die 35-jährige Cecilia ist eine der wenigen Aeata ihres Stammes, die einen Hochschulabschluss hat. Die Aeta sind eine indigene Volksgruppe, die auf der philippinischen Insel Luzon lebt. Dort leben sie hauptsächlich als Nomaden und jagen in ihren bewaldeten und bergigen Gebieten nach Nahrung.«Als ich jung war, zogen meine Familie und ich oft von einem Ort zum anderen, um unsere Waren zu verkaufen. Wir blieben einen Monat an einem Ort und zogen dann für einen weiteren Monat an einen anderen Ort. Bei diesem Lebensstil war es für mich und für jedes andere Aeta-Kind eine Herausforderung, zur Schule zu gehen», erklärt Cecilia. Seit ihrer Kindheit erlebte sie, was es als Teil eines indigenen Stammes bedeutete ohne Bildung aufzuwachsen: «Die Leute machen dich schlecht, wenn du nicht gebildet bist. Vor allem, weil wir Aeta sind.
Das wollte Cecilia ändern. In ihr wuchs der Wunsch, künftig den Kindern ihres Stammes den Zugang zu Bildung zu ermöglich – als Lehrerin. Doch bis dahin sollte es noch ein langer und steiniger Weg werden.
Der indigene Stamm der Aeta lebt bis heute nomadisch in den Bergregionen der Insel Luzon. Die indigenen philippinischen Völker zählen zu den Menschen mit dem geringsten Bildungsstand im Land.
Lehrerin werden: allen Widerständen zum Trotz
Erst 10 Jahre nachdem Cecilia ihr zweites High School-Jahr beendete, erhielt sie die Möglichkeit, ihren Schulabschluss zu machen. Sie überlegte nicht lange und packte die Gelegenheit beim Schopf, trotz Familie und Beruf: «Nach 10 Jahren wieder zu lernen war schwierig, vor allem in Mathematik», erzählt Cecilia und lacht. «Als ich eine Prüfung ablegte, um festzustellen, ob ich für das College geeignet bin, fiel ich beim ersten Versuch durch. Im darauffolgenden Jahr versuchte ich es erneut und hatte Glück.»
2010 bestand sie die Eignungsprüfung fürs College und ging ihren Weg beharrlich weiter. Ihr Leben war ein Spagat aus Studium, Familie und Arbeit: «Mein Tagesablauf bestand darin, morgens unser Essen zuzubereiten und dann zur Schule zu gehen. Nachmittags musste ich in einer anderen Stadt Kräutermedizin verkaufen», erinnert sich Cecilia. Das funktioniert zunächst sehr gut, doch nach zwei Jahren war sie gezwungen ihr Studium abzubrechen. Sie hielt der Zerreissprobe nicht mehr stand. Die finanzielle Not ihrer Familie wurde zu gross und sie musste zurückstecken. Bedeutete das das Aus für ihren Traum?
«Ich war eine berufstätige Studentin und eine Mutter von kleinen Kindern. Ich verdiente nur zwischen 200 und 700 Pfund mit dem Verkauf von Kräutermedizin, die wir für den täglichen Bedarf benötigten. Mein Mann hatte manchmal wochenlang Arbeit und in anderen Wochen gar keine. Unsere finanziell angespannte Situation zwang mich dazu, meine Schulausbildung aufzugeben.»
Cecilia hat den Spagat aus Studium, Familie und Arbeit letztendlich gemeistert und kann nun den Kindern ihres Stammes den Zugang zu Bildung erleichtern.
Aufgeben ist keine Option
Cecilias Ehrgeiz blieb ungebrochen. Dennoch dauerte es ganze sechs Jahre, bis sie eine freudige Nachricht erhielt: Sie hatte sich für ein Stipendium qualifiziert. Und nicht nur das. World Vision nahm zeitgleich eines ihrer schulpflichtigen Kinder in sein Patenschaftsprogramm auf. Das entlastete die Familie enorm: «Wir mussten keine Ausgaben für Schulmaterial tätigen, da World Vision uns dieses bereits zur Verfügung gestellt hat.» 2019 konnte Cecilia endlich ihr Studium als Bachelor of Elementary Education (BEEd) erfolgreich abschliessen. Heute ist sie eine von zwei Lehrerinnen ihrer Gemeinde und unterrichtet die Kinder von insgesamt 78 Familien. Ihr Traum ist wahr geworden. Nun kann sie den Kindern ihres Stammes den Weg in eine sichere Zukunft ebnen und dafür sorgen, dass sie nicht so lange auf einen Abschluss warten müssen wie sie selbst.
Cecilias Geschichte zeigt, dass Sie mit einer Patenschaft nicht nur Ihrem Patenkind helfen, sondern einer ganzen Gemeinschaft. Nutzen Sie jetzt die Gelegenheit und registrieren sie sich für Chosen, bei dem sie von einem Kind als Patin oder Pate ausgewählt werden können.