Schon Anfang 2022 erschütterten zwei Erdbeben Afghanistan, das aktuelle Beben richtete ungleich grösseren Schaden an.
Text: World Vision
Am frühen Morgen des 22. Juni hat ein Erdbeben der Stärke 6,1 die beiden südöstlichen Provinzen Afghanistans, Paktika und Khost, verwüstet. Mindestens 950 Menschen kamen ums Leben. World Vision zeigt sich besorgt über die sich verschlechternde humanitäre Lage in Afghanistan.
«Wir sind zutiefst besorgt über die Verwüstungen, die dieses Erdbeben in einem Land anrichtet, das bereits von extremer Armut, Dürre und einer sich verschlechternden politischen, wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Lage betroffen ist. Dies wird Hunderttausende von ohnehin schon gefährdeten Menschen in dem Land weiter treffen und ihr Leid noch vergrössern», sagt Larisa Klepac, amtierende Direktorin vom World Vision Länderbüro in Afghanistan.
«Dieses Erdbeben ist nur die jüngste Katastrophe in einem Land, das von Massenhunger und wirtschaftlichem Zusammenbruch bedroht ist. Das Gebiet, in dem sich das Erdbeben ereignete, liegt in einem abgelegenen Teil im Osten des Landes, in dem vor allem andere humanitäre Organisationen und Partnerorganisationen tätig sind», fügt Larisa Klepac hinzu.
Jüngsten Berichten zufolge wurden mindestens 950 Tote und 600 Verletzte bestätigt (Stand 22.6.2022, nachmittags MEZ). Ganze Dörfer wurden zerstört. Die Zahl der Todesopfer steigt ständig. Hubschrauber sind vor Ort und versuchen, die Verletzten in Krankenhäuser in anderen Provinzen zu bringen. Während die Zahl der Toten und Verletzten steigt, versuchen die Bewohnerinnen und Bewohner, Überlebende und Opfer aus zerstörten Häusern und Gebäuden in vier Bezirken der Provinz Paktika und einem Bezirk der Provinz Khost zu bergen. Das Erdbeben war auch in Kabul zu spüren, allerdings wurden dort keine Opfer gemeldet.
«Die ohnehin begrenzte Kapazität des afghanischen Gesundheitssystems gibt Anlass zu weiterer Sorge. Die Krankenhäuser und medizinischen Zentren sind mit Patienten überschwemmt, die durch das heutige Erdbeben verletzt wurden. Angesichts der Tatsache, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung Afghanistans in Armut lebt und mehr als 20 Millionen Menschen nicht ausreichend mit Nahrungsmitteln versorgt sind, ist die humanitäre Krise in diesem Land bereits ausser Kontrolle geraten. Tausende von Familien werden durch ein weiteres Ereignis, das sich ihrer Kontrolle entzieht, erneut am Boden zerstört. Wir appellieren an die Regierung und die internationalen Geber, die finanziellen Mittel und die operative Unterstützung für die weitere lebensrettende Arbeit rasch aufzustocken», so Klepac weiter.
«Während sich die Arbeit von World Vision auf den Westen des Landes konzentriert, wo wir Hunderttausende von Menschen mit Nahrungsmitteln am Leben erhalten, sehen sich die Kinder in Afghanistan mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Eine verstärkte finanzielle Unterstützung ist nötig.»