Soni (11) aus Nepal hat ihren Vater verloren. Um ihrer Mutter im Haushalt zu helfen, hat sie die Schule verlassen. Doch eine World Vision-Patenschaft bringt Hoffnung.
Text: World Vision Schweiz
Es ist jetzt ein Jahr her, dass der 11-jährigen Soni der Boden unter den Füssen weggezogen wurde, aber sie braucht nur die Augen zu schliessen, um den Moment noch einmal zu erleben, als sie erfuhr, dass ihr Vater gestorben war.
Es war ein Morgen wie jeder andere in ihrem Haus in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu. Sonis Mutter Thuli war mit der Hausarbeit beschäftigt, ihre drei Schwestern und ihr Bruder taten das, was sie normalerweise auch tun, und ihr Vater Mlangdung war zu einem Treffen mit Freunden in einem örtlichen Teeladen gegangen. Doch dann kam eine Nachbarin zur Tür herein, und alles änderte sich.
Im Alter von nur 49 Jahren hatte Mlangdung einen Herzinfarkt erlitten. Man hatte ihn in ein Herzkrankenhaus in der Stadt gebracht, aber er konnte nicht mehr gerettet werden. Thuli und ihre Kinder waren plötzlich auf sich allein gestellt.
«Ich hatte das Gefühl, alles verloren zu haben. Ich hatte fünf Kinder und keine Arbeit; ich wusste nicht, wie ich mich um sie kümmern sollte», erinnert sich Thuli.
Soni (rechts) mit ihrer Mutter Thuli, ihrem Bruder Sangita (23), und ihrer Schwester Sanjay (14) vor ihrer Hütte in Kathmandu.
Sonis Schwestern ernähren jetzt die Familie
Sonis zwei ältere Schwestern, Sangita, 23, und Sumita, 20, wurden die Ernährerinnen der Familie. Sangita ist Lehrerin an einer örtlichen Schule und Sumita arbeitet als Hausmädchen, wann immer sie eine Stelle findet. Zusammen verdienen sie etwa 79 Schweizer Franken im Monat.
«Nach dem Tod meines Mannes haben wir uns irgendwie durchgeschlagen», sagt Thuli. Das Geld reicht kaum aus, um Miete und Essen für die Familie zu bezahlen.
Sonis andere Schwester Somiya ist 18 Jahre alt und hat bereits einen Ehemann und zwei eigene Kinder zu ernähren.
«Sie war erst 15 Jahre alt, als sie heiratete - wir haben ihr gesagt, dass es falsch ist, aber sie hat nicht darauf gehört», sagt Thuli. Somiya lebt bei der Familie ihres Mannes. Sonis 13-jähriger Bruder Sanjay hat ein Stipendium für ein Internat, wo er während der Schulzeit lebt.
Eine schwere Entscheidung
Thuli macht sich ständig Sorgen um Soni. «Ich bin schwach und alt, und wir haben kein Geld, um ihre Ausbildung fortzusetzen», sagt Thuli. «Der Kauf von Schulmaterial, Uniformen und die Schulgebühren sind sehr teuer.»
Deshalb beschloss Soni, die Schule im März dieses Jahres, am Ende der 5.Klasse, zu verlassen. Nach einem Jahr Pandemie, die sie vom Unterricht fern hielt, während ihre Familie täglich mit Trauer und Armut zu kämpfen hatte, konnte Soni einfach nicht mehr weitermachen.
«Seit dem Tod meines Vaters hat meine Mutter sehr zu kämpfen», erklärt Soni. «Wir haben nicht einmal genug Geld, um uns selbst zu ernähren, geschweige denn meine Ausbildung fortzusetzen. Ich möchte einfach nur erwachsen werden, damit ich meiner Mutter und meiner Familie helfen kann.»
Soni ist froh, dass sie wieder zur Schule gehen kann. Ihr Lieblingsfach ist Naturwissenschaft und sie lernt jeden Tag Zuhause.
Ein Lichtblick: das Kinderpatenschaftsprogramm
Doch dann nahm Sonis Geschichte eine Wende. Eine Nachbarin erzählte Thuli von dem World Vision-Kinderpatenschaftsprogramm und wie es ihrer Familie helfen könnte, wieder auf die Beine zu kommen. Thuli beschloss, Soni anzumelden - sie sagt, die Kinderpatenschaften seien ein Geschenk des Himmels für ihre Familie gewesen.
«Seitdem haben wir Schulsachen für Soni und Hygienesets erhalten, damit wir gesund bleiben können. Wir haben sogar Lebensmittel erhalten - Reis, Linsen, Speiseöl und mehr. Diese Unterstützung hat uns in diesen schwierigen Zeiten sehr geholfen», sagt Thuli.
Noch besser ist, dass Soni im Juli wieder zur Schule gehen konnte. Mitarbeitende von World Vision und Partner einer lokalen Organisation in Sonis Gemeinde setzten sich für sie in einer örtlichen Schule ein, und ihr wurde ein kostenloser Platz in der 6.Klasse angeboten.
Zum ersten Mal seit langer Zeit gibt es für Soni und ihre Familie wieder Hoffnung am Horizont. «Soni ist ein aufgewecktes Kind, und sie möchte studieren», sagt Thuli. «Ich bin so erleichtert, dass sie ihre Ausbildung beenden kann.»
Soni lernt jetzt fleissig und hat einen neuen Traum, inspiriert durch die Erinnerung an ihren Vater: «Ich weiss, wie wichtig es ist, das Leben von Menschen zu retten. Wenn ich gross bin, möchte ich Ärztin werden und bedürftigen Menschen kostenlos helfen», sagt sie.
Wollen Sie auch einem Kind wie Soni eine hoffnungsvolle Zukunft bescheren? Dann werden Sie Patin oder Pate und machen Sie einen Unterschied.