Eine ähnliche Wasserleitung inkl. Grabungen wird es bald in Los Arados geben. Dieses Bild stammt jedoch aus El Caracol, wo eine in den Graben gelegte Leitung heute viele Familien mit Wasser versorgt.
Text: Emile Stricker, World Vision Schweiz und Liechtenstein
Ein 70 Metertiefes Bohrloch, das 2011 angelegt wurde, liefert heute nur noch 4 Liter pro Minute – eine Folge des Klimawandels und der Abholzung des Waldes. Bereits 2021 willigte World Vision Schweiz und Liechtenstein ein, im Dorf Los Arados das Wassersystem zu erneuern. In Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und der Nichtregierungsorganisation Water for People als Partner – und in enger Kooperation mit den gut organisierten sieben Mitgliedern des Wasserkomitees als Hauptakteure – wird das Projekt nun umgesetzt. Die Kosten für das neue Wassersystem werden von World Vision, der Stadtverwaltung und Water for People als Partner gestemmt. Der Beitrag der Bevölkerung an das Vorhaben besteht in der Arbeitsleistung (Grabungen für die Leitung) und der Anschlusspauschale. World Vision übernimmt ausserdem die Gesamtleitung, Planung und Koordination des Projekts, liefert technische Studien und kümmert sich um Schulungen für das Wasserkomitee. Ist das Wasserkomitee einmal geschult, kümmert es sich um die Wartung und Instandhaltung des Wassersystems, und das auch lange nach Projektende.
Los Arados liegt im Trockengürtel – immer wieder verdorren die Anpflanzungen. Fehlt das Wasser, fehlt die Existenzsicherung.
Erste Probleme – und Lösungen
Erste Probleme tauchen auf, als eine Studie über das Wasserpotenzial und eine Probebohrung von Water for People das berechnete Grundwasser, aus welchem die Leitung ihr Wasser beziehen sollte, nicht finden kann. Nun wird eine Lösung mit einem Brunnen in Santa Barbara, einer Nachbargemeinde, gesucht. Die Kapazität wird mindestens 50 Liter pro Minute betragen – genug für die nächsten 20 Jahre. Diese Planungsänderung erfordert schwierige Verhandlungen, Mehraufwand und viele Grabungen für die 5 km lange Zuleitung. Das Anzapfen der Quelle wird von Spezialisten durchgeführt, die Grabungsarbeiten von der Gemeinde. World Vision-Ingenieur Wuilhem Martínez berichtet von einer hervorragenden Zusammenarbeit der 90 Familien des Dorfes und dass sie ein enormes Engagement zeigten, mit viel Arbeit und finanziellen Beiträgen. Neben der Arbeitsleistung beim Graben zahlen die Familien auch einmalig einen finanziellen Beitrag ein, damit ihr Haus angeschlossen wird. Zudem haben sie die Kosten für ihren Wassermeter zu übernehmen. Zwei Wassertanks sind bereits vorhanden. Haushaltshygienemassnahmen wurden schon im vergangenen Jahr durchgeführt.
Das Wasserkomitee von Los Arados ist hochmotiviert.
Allfällige Reparaturkosten bereits einberechnet
Die Einnahmen und Ersparnisse von Spargruppen werden die Nachhaltigkeit des Wassersystems sichern: Unterhalt und Reparatur des Wasserversorgungssystems sollen aus den selbst erwirtschafteten Mitteln gesichert werden. Die Kassierin des Wasserkomitees berichtet über Ersparnisse von 1'400 US Dollar in ihrer Kasse. Sie bewahrt das Geld des Wasserkomitees bei sich zu Hause auf. Das World Vision-Team verhandelt mit Finanzinstituten, damit das Wasserkomitee unkompliziert ein Konto eröffnen und die Gelder dort sicher deponieren kann. Die Mitglieder des Wasserkomitees sind dankbar für die Unterstützung von World Vision, denn «wir wussten nicht, wie man eine Quittung ausstellt».
Nach diesem Jahr der Suche nach praktikablen Lösungen für das Wasserproblem ist die Motivation der Gemeinde grösser denn je. Ergänzend erhielten die Gemeindemitglieder im vergangenen Jahr von World Vision zudem Lebensmittelpakete, Hygienesets und Saatgut.
Die Dörfer im Projektgebiet sind überwiegend landwirtschaftlich geprägt. Hat es nicht genügend Wasser unter anderem für die Bestellung der Felder, fehlt auch das Einkommen.
Nicht nur Wasser
Neben der reinen Wasserversorgung fokussiert sich das Programm San Rafael del Norte, in dessen Projektgebiet sich auch Los Arados befindet, auch auf eine nachhaltige Bewirtschaftung und Diversifizierung der natürlichen Ressourcen. Weiterer Fokuspunkt ist der nachhaltige Lebensunterhalt. Hier liegen die Schwerpunkte auf Risikomanagement, Wassersicherheit und der Entwicklung von Wertschöpfungskettenstrategien durch Jugendliche und ihre Familien, die Güter und Dienstleistungen erzeugen, die die wirtschaftliche Basis fördern. Diese basieren auf integrierten Wasser-, Sanitär- und Hygienemassnahmen, gemeindebasiertem Katastrophenrisikomanagement, Kinderschutz und Anwaltschaft und dem Aufbau von sicheren Existenzgrundlagen. Dazu wird jetzt das World Vision-Team um zwei Agronomen erweitert.
Wasser für 12 Dörfer
Der Verwaltungbezirk von San Rafael del Norte zählt 53 Gemeinden. Die Gemeinden sind überwiegend landwirtschaftlich geprägt. Als Projektgebiet für den neuen Wasserzugang wählte World Vision die 12 am stärksten gefährdeten Gemeinden in den Trockenzonen aus.
Unterstützen Sie unsere Arbeit in San Rafael del Norte mit einer Patenschaft!