Carlos ist 11 Jahre jung – und Müllsammler. Mit dem Einsammeln von alten Petflaschen, hilft er seiner Familie beim Geldverdienen, anstatt in die Schule zu gehen.
Text: Emile Stricker, International Programmes Manager, Latin America
Um die Umwelt für künftige Generationen zu erhalten und gute Geschäftspraktiken in der Kreislaufwirtschaft* mit Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit anzuregen, fand anfangs Juni 2022 das Wirtschaftstreffen für die Recyclinginitiative «Auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft als Produktions- und Konsummodell» statt.
Die Veranstaltung wurde vom Sekretariat für Entwicklung der Stadtverwaltung von Santa Cruz de la Sierra mit Unterstützung von World Vision Bolivien organisiert und vom Bündnis der deutschen «Aktion Deutschland hilft» finanziert. Nationale Unternehmen, die offen sind für Recyclinginitiativen und Geschäftsmodelle der Kreislaufwirtschaft, nahmen daran teil. Experten hielten Vorträge über die aktuelle Situation des Recyclings in Santa Cruz, über die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft und technologischer Innovationen in Unternehmen. Nach Angaben der Umweltschutzorganisation EMACRUZ haben etwa 15 Prozent des gesamten Abfallaufkommens der Stadt Santa ein Verwertungspotenzial, das heisst, von 1800 Tonnen könnten mehr oder weniger 150 Tonnen optimal weiterverwertet werden.
Die Kinder sind Opfer der Umweltbelastung, erklärt Alejandro Fuentes, Koordinator bei World Vision Bolivien.
Die Bevölkerung macht mit
«In Santa Cruz gibt es 36 Vereinigungen, die sich dem Recycling verschrieben haben. Dazu gehören 1000 Abfallsammler, von denen 65 Prozent Frauen sind, die mit ihren Kindern arbeiten. Die Kinder sind durch die Arbeit gesundheitlichen Problemen ausgesetzt und werden in einigen Fällen auch ihrer Bildung beraubt», erklärt Alejandro Fuentes, Koordinator bei World Vision Bolivien, das Problem und die Notwendigkeit einer Initiative. Die Bevölkerung ist ein wichtiger Teil der Initiative. Und sie zieht mit.
Recycling ist eine einfach anwendbare Praxis, um die zur Verfügung stehenden Ressourcen verantwortungsvoll zu nutzen, und trägt dazu bei, mit einer zukunftsweisenden Perspektive einen grösseren Einfluss auf das Leben der Gesellschaft zu gewährleisten. «Die Kreislaufwirtschaft ist keine Option, sondern der Weg in die Zukunft. Daher ist es wichtig, durch diesen Recycling-Workshop strategische Partnerschaften zwischen der Zivilgesellschaft, öffentlichen und privaten Unternehmen zu schaffen», sagte Roy Pérez, Regionaldirektor von World Vision Bolivien.
Zu den Vorteilen dieses neuen Modells gehört, dass es eine rationelle Ressourcennutzung ohne Kinderarbeit ermöglicht. Dazu gehören das Sammeln, Trennen und Verwerten von Abfällen durch die Umwandlung von Rohstoffen und ihre Wiedereingliederung in das System als neue Ressourcen, die Förderung grüner Produkte, nachhaltiger Finanzen, die Diversifizierung von Innovation, Effizienz und Beschäftigung.
«Das Wohlergehen der Kinder ist nur möglich, wenn die Ressourcen für künftige Generationen erhalten bleiben, indem wir das, was wir heute nutzen, bewahren. Das ist eine Philosophie, die World Vision Bolivien verfolgt. Wir wollen, dass die Kinder eine Welt mit den natürlichen Ressourcen erben», schloss Perez.
* Die Kreislaufwirtschaft ist ein Modell der Produktion und des Verbrauchs, bei dem bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. Auf diese Weise wird der Lebenszyklus der Produkte verlängert. (Quelle: www.europarl.europa.eu)