Text: World Vision International
Die Explosion hat ganze Stadtteile völlig zerstört, in denen World Vision seit mehr als einem Jahrzehnt präsent ist. Nach einer schnellen Bedarfsanalyse starten die Mitarbeitenden vor Ort heute mit ersten Hilfsmassnahmen. U.a. werden Nahrungsmittel, Haushaltsgegenstände und Hygieneartikel verteilt. Auch Unterkünfte sollen bereitgestellt werden und Experten helfen bei einfachen Reparaturen in Haushalten. World Vision ist jedoch sehr besorgt, dass durch die Zerstörung des Hafens die langfristige Versorgung mit Nahrungsmitteln nicht gewährleistet ist. «Die internationale Gemeinschaft muss jetzt dringend schnell Hilfe leisten», betont Hans Bederski, Direktor von World Vision Libanon. Viele Familien würden nun auf der Strasse schlafen, da ihre Wohnungen zerstört seien. Insbesondere Kinder bräuchten neben Nahrung und Unterkunft auch psychologische Hilfe.
Geschulte Mitarbeitende der Organisation kümmern sich auch um die psychologische Versorgung von Kindern.
Versorgung ohne Hafen wird schwierig
«Vor der Explosion bestand ein Teil der Hilfe, die wir geleistet haben, in der Bereitstellung von Lebensmittelpaketen. Die meisten nicht verderblichen Lebensmittel sind Importgüter und die meisten davon kamen über den Hafen. Die Explosion hat schwerwiegende Auswirkungen auf unsere Möglichkeiten, die Bedürftigsten weiterhin mit lebensnotwendigen Massnahmen zu unterstützen. Wenn die Vorräte, die sich noch im Land befinden aufgebraucht sind, wird es äusserst schwierig, neue Vorräte ins Land zu bekommen“, betont Bederski. Geschulte Mitarbeitende der Organisation kümmern sich auch um die psychologische Versorgung von Kindern, die von der Explosion betroffen sind. Viele von ihnen erlebten schon Krieg und Vertreibung und beschreiben die Katastrophe als «schlimmer als der Krieg». «Es bricht mir das Herz, was am Dienstag in Beirut passiert ist. Noch schlimmer ist, dass die Kinder das Ausmass der Zerstörung und den Schock, den dieses tragische Ereignis verursacht hat, nie vergessen werden», sagte World Vision-Mitarbeiter Charbel El Khoury.
Mehr als 130 Tote, 5’000 Verletzte und schätzungsweise 300’000 Obdachlose sind zu beklagen. Viele Familien haben in Gemeinde- und Verwaltungsgebäuden Zuflucht gesucht. Einige können nun nirgendwo mehr hingehen. Rami Shamma, Direktor für die Projekte von World Vision in Libanon war vor Ort, um die Schäden zu begutachten und den Bedarf einzuschätzen: «Als ich das Ausmass der Zerstörung sah, erinnerte es mich an den Krieg und die Zeiten, in denen es furchtbare Attentate gab. Viele Menschen stehen unter Schock, gehen durch die Strassen und begutachten die Trümmer ihrer Häuser und Geschäfte. Es ist deutlich sichtbar, dass sie nicht wissen, wo sie anfangen sollen. Es ist einfach herzzerreissend. Ich habe aber auch Menschen gesehen, die Besen, Handschuhe, Eimer, Wasserflaschen zur Verteilung trugen und die Häuser und Strassen säuberten. Dieses Gefühl der Solidarität gibt mir Hoffnung. Wir werden es schaffen, aus dieser Situation herauszukommen.»
Der Libanon braucht dringend internationale Hilfe
Die Katastrophe fällt in eine Zeit, in der der Libanon sich mitten in einer Wirtschaftskrise befindet, eine grosse Anzahl an Flüchtlingen unterstützen muss und in der die Zahl der COVID-19-Fälle rapide zunimmt. «Um angemessen reagieren und Kinder und Familien in verzweifelter Not im Libanon unterstützen zu können, werden wir 5 Millionen USD aufbringen müssen», so Shamma. «Wir rufen die internationalen Geber und die Öffentlichkeit auf, uns zu unterstützen, damit wir beim Wiederaufbau helfen können. Die Menschen im Libanon haben genug gelitten. Sie sind stark, aber sie brauchen die Unterstützung der Welt, um diese Tragödie zu überleben.»
Als Kindheitsretter unterstützen sie Kindern in Not auf der ganzen Welt. Jetzt einen Unterschied machen!