Die Aufräumarbeiten sind in vollem Gange. Die Explosion hat langfristige und schwerwiegende Folgen für Libanon.
Text: World Vision
In Libanon werden rund 80 Prozent der Lebensmittel importiert. Wegen dem zerstörten Hafen droht nun eine Versorgungsknappheit.
Die Explosion in Beirut hat mehr als 170 Menschen das Leben gekostet. Sie hat am 4. August ganze Stadtteile völlig zerstört und fast 300’000 Menschen obdachlos gemacht. Das Desaster schafft auch langfristige Probleme für das krisengeplagte Land. Hier sind die drei grössten Risiken.
Obdachlosigkeit und Nahrungsknappheit
Viele Familien schlafen nun auf der Strasse und sind auf Nothilfe angewiesen. Das Erlebnis ist für die betroffenen Kinder besonders traumatisch. «Was gestern geschah, war schlimmer als Krieg», berichtete Sirine, 12, nach dem Ereignis. Die Zerstörung des Hafens bedroht auch die langfristige Versorgung mit Nahrungsmitteln, denn Libanon importiert 80 Prozent seines Lebensmittelbedarfs. Es wird erwartet, dass die Lebensmittelpreise rasant ansteigen werden.
Das World Food Programme (WFP) versorgt schon seit 2014 in Libanon die ärmsten Familien mit elektronischen Karten, mit denen sie Grundnahrungsmittel erwerben können. Zusätzlich wird es nun mit anderen humanitären Organisationen wie World Vision Nothilfe leisten und damit um die 250’000 Menschen mit Nahrung versorgen. Das WFP bietet auch kostenlose Mahlzeiten in Schulen an und erreicht damit 13’000 weitere Familien.
Wirtschaftskrise, COVID-19 und Explosion am Hafen: Der Libanon schlittert von einer Krise in die nächste.
Verschärfung der Wirtschaftskrise
Schon vor der Explosion durchlitt Libanon eine schwere Wirtschaftskrise, die durch COVID-19 verschlimmert wurde. Laut einer Umfrage des World Food Programme erklärten 50% der befragten Libanesen bereits vor der Explosion, nicht genug zu essen zu haben. Das Land ist hoch verschuldet, die Arbeitslosenquote steht bei 33%, und 75% der Bevölkerung brauchen Unterstützung durch Hilfsmittel. Etwa 2 Millionen Libanesen lebten 2019 in Armut.
Die Bevölkerung protestierte schon vor der Explosion gegen politisches Versagen und den wirtschaftlichen Zerfall. Nach der Explosion spitzt sich die Lage weiter zu, es gab noch mehr Proteste und die libanesische Regierung ist zurückgetreten. Die Bildung einer neuen Regierung kann jedoch lange dauern.
Kein anderes Land der Welt hat pro Kopf so viele Flüchtlinge aufgenommen wie der Libanon.
Unzureichende Versorgung der Flüchtlinge
Libanon hat 4,5 Million Einwohner – und beherbergt seit dem Ausbruch des Syrienkrieges ungefähr 1,5 Millionen Flüchtlinge. Darunter sind fast 500’000 syrische Kinder zwischen 3-18 Jahren. Kein anderes Land der Welt hat pro Kopf so viele Flüchtlinge aufgenommen.
Laut dem UNHCR (UN-Flüchtlingshochkommissariat) hat sich in den letzten Monaten die Situation der Flüchtlinge in Libanon aufgrund der Wirtschaftskrise weiter verschlechtert. COVID-19 verschärft die Krise und erfordert flächendeckende Gesundheitsmassnahmen, die wichtige Hilfsmittel und Ressourcen aufsaugen. Die Explosion ist ein weiteres Desaster, das die humanitären Netzwerke strapaziert und der traumatisierten Bevölkerung und den Flüchtlingen zusetzt.
Kein Land beherbergt so viele Flüchtlinge pro Kopf wie Libanon. Bild: Statista
Internationale Hilfe
World Vision ist seit Jahrzehnten in Libanon tätig. Jetzt hilft es dem Land, die Schäden und Folgen der Katastrophe im Hafen zu bewältigen, und unterstützt Familien und Kinder in Not. «Wir rufen die internationalen Geber und die Öffentlichkeit auf, uns zu unterstützen, damit wir beim Wiederaufbau helfen können», sagt Rami Shamma, Direktor für die Projekte von World Vision in Libanon. «Die Menschen im Libanon haben genug gelitten. Sie sind stark, aber sie brauchen die Unterstützung der Welt, um diese Tragödie zu überleben.»
Kinder, die Gewalt oder Katastrophen erleben, leiden ein Leben lang darunter. Als Kindheitsretter von World Vision kannst du helfen Kinder an den gefährlichsten Orten dieser Welt vor Katastrophen, wie diese in Beirut, Gewalt und Krieg zu schützen. Jetzt Kindheitsretter werden!