In einem Klassenzimmer in der südarmenischen Stadt Kapan sieht es auf den ersten Blick nicht nach Schule aus: LEGO-Schachteln liegen auf dem Boden, die Wände sind mit Postern zugepflastert. Die Tische, abwechselnd mit Computern und Betriebsanleitungen bedeckt, sind zusammen mit den Stühlen an die Seiten des Zimmers gestellt worden, damit in der Mitte des Raumes Platz frei wird. Hier sitzen nun die Schülerinnen und Schüler und basteln kleine Roboter zusammen. Für sie stellen diese Bastelstunden eine grosse Chance dar – vielleicht sind sie sogar die erste Sprosse auf der Leiter zu späterem beruflichen Erfolg.
LEGO-Spielzeuge als motivierender Faktor
Armenien leidet an einer der weltweit höchsten Jugendarbeitslosenrate. In der IT-Branche lassen sich noch am ehesten Stellen finden. Doch die meisten Ausbildungsstätten befinden sich in der Hauptstadt Jerewan, die Kinder im Süden des Landes haben es dementsprechend schwer, eine Ausbildung in der IT-Branche zu absolvieren.
Im Entwicklungsprojekt in Kapan von World Vision Schweiz finden nun rund 30 Jugendliche genau die Möglichkeiten, die sie brauchen. Im Jugendclub erlernen sie Grundlagen des Programmierens und der Robotik. Als Arbeitsmaterialen dienen Computer, aber auch Spielzeuge von LEGO Technic, die von World Vision zur Verfügung gestellt werden. Die motivierenden Faktoren der Spielzeuge werden genutzt, um die Schüler für Technik zu begeistern. «Die Kinder lernen in einem faszinierenden Umfeld, wie die Konstruktionen funktionieren und werden zu richtigen kleinen Wissenschaftlern», freut sich Zarine Avetyan, die zuständige Programmleiterin von World Vision. «Natürlich müssen nicht alle Ingenieur werden. Aber die Kinder erhöhen so auch ihre Kreativität und lernen, kritisch zu denken, Probleme zu lösen und in einem Team zusammenzuarbeiten.»
Ein Roboter für den Alltag
Einige Schüler haben schon eigene kleine Roboter entworfen und gebaut. Diese können einfache Anweisungen befolgen. «Ich arbeite gerade an einem Roboter, der auf Töne reagiert. Wenn er zum Beispiel ein Klatschen hört, dreht er die Räder und steuert in diese Richtung», erzählt der 13-jährige Narek begeistert. «Ich hoffe, dass ich eines Tages ein Gerät entwickeln kann, welches mir zuhause im Alltag hilft.» Auch die Lehrerin des Roboter-Clubs, Frau Grigoryan, sieht die Vorteile: «Die Kinder haben nicht nur extreme Freude an den Robotern, sie sind auch sonst in der Schule motivierter. Das ganze Projekt ist eine grosse Chance für sie.»