Stark durch die Krise: Mit der richtigen Unterstützung können Kinder auch schwere Zeiten überstehen.
Text: World Vision Schweiz
Die Coronavirus-Pandemie stellt Kinder vor eine grosse Herausforderung. Schulschliessungen, Sorgen um die Zukunft und die völlige Umstellung des Alltags können selbst bei sonst zuversichtlichen Mädchen und Jungen das Selbstvertrauen ins Wackeln bringen. In der langjährigen Erfahrung von World Vision hat sich gezeigt, wie man das Selbstbewusstsein von Kindern gezielt stärken kann – und welche zentrale Rolle ihre Eltern dabei spielen.
1. Zuhören und Vertrauen zeigen
Mädchen und Jungen entwickeln mehr Selbstbewusstsein, wenn sie merken, dass ihre Stimme zählt. Das bedeutet ganz konkret, dass Erwachsene ihnen zuhören und ihre Meinungen und Beobachtungen ernst nehmen. Wenn sie als vollwertige Menschen wahrgenommen werden, können Kinder nicht nur ihr eigenes Potenzial entfalten, sondern auch anderen helfen. In ihren eigenen Familien, aber auch Kinderclubs und Jugendgruppen, können Kinder lernen, dass sie Rechte haben und diese auch verteidigen dürfen.
Die Mitglieder der Henna Girls Power Group in Basanti, Indien, setzen sich gegen Zwangsheirat und Kinderhandel ein.
World Vision unterstützt weltweit Mädchengruppen, die sich für Kinderrechte einsetzen. In Indien helfen diese Gruppen, Zwangsheiraten, Kindesmissbrauch und Prostitution zu verhindern. Sie informieren Sozialarbeiter und andere Experten, wenn sie befürchten, dass in ihrem Dorf ein Kind missbraucht wird oder eine Kinderehe geplant wird. In West Bengal, einer Region in Indien, hat das Einsatzteam von World Vision letztes Jahr 55 Kinderehen und 12 Fälle von versuchtem Kinderhandel verhindert. Die Mädchengruppen waren dabei eine wichtige Informationsquelle, da die Mädchen selbst in den Gemeinden leben, nah dran am Geschehen sind und wissen, wer in Gefahr ist.
«Durch diese Gruppen haben unsere Mädchen gelernt, wie sie für ihre Freiheit und ihre Rechte kämpfen können», berichtet Debu Patra von World Vision in Indien. «Wenn es einen Vorfall mit einem Kind in unserer Gemeinde gibt, informieren sie uns sofort.» In Gegenden, wo World Vision solche Gruppen gegründet hat, werden wesentlich mehr Fälle gemeldet und gestoppt.
Selbstwertgefühl beginnt in der Familie: Hier sind Tumpa, Bikash and Arko beim Frühstück.
2. Gesunde Beziehungen vorleben
Selbstvertrauen kann man lernen – nicht nur als Kind. World Vision unterstützt Paare darin, positive, respektvolle Beziehungen zueinander aufzubauen, und das eigene Selbstwertgefühl zu stärken. So können sie ihren Kindern aktiv vorleben, wie man sich und andere wertschätzt und Konflikte konstruktiv löst.
In Bangladesch hilft World Vision armen Gemeinden nicht nur durch medizinische Unterstützung, sanitäre Anlagen und Grundnahrungsmittel. Die Hilfsorganisation bietet auch eine Familienberatung an und hilft Paaren, gleichwertige Beziehungen zu entwickeln und besser miteinander zu kommunizieren. Für Bikash, der mit seiner Frau Tumpa den zweijährigen Arko grosszieht, löste dies einen dramatischer Wandel aus.
«Ich kann meine Frau jetzt verstehen. Wir sind ein glückliches Paar», sagt er. Er hilft Tumpa nun, für Arko zu sorgen, Hausarbeiten zu erledigen und Wasser zu holen. «Ich hoffe, Arko wird es mal besser haben als ich. Ich wünsche ihm eine gute Beziehung mit seiner Frau und hoffe, dass sie sich noch besser verstehen», sagt er. Tumpa and Bikash helfen jetzt anderen Paaren in ihrem Dort, Konflikte friedlich und gewaltfrei zu lösen.
Lernen eröffnet neue Lebenswege: die indische Schülerin Khushboo mit ihrer Grossmutter, die kaum Bildungschancen hatte.
3. Miteinander lernen und entdecken
Lernen stärkt das Selbstbewusstsein. Neue Fähigkeiten auszuprobieren, schwierige Aufgaben zu lösen und durch die eigenen Anstrengungen voranzukommen, kann Kindern zeigen, wie viel Kraft und Potenzial in ihnen schlummert.
World Visions-Projekte zeigen, wie Bildung ganzen Familien mehr Hoffnung und Selbstvertrauen vermitteln kann. So möchte die 15-jährige Khushboo in Indien zum Beispiel Ingenieurin werden. Sie hat ausgezeichnete Schulnoten und ist der Stolz ihrer Familie. Weder ihre Grossmutter noch ihre Mutter Chandmuni hatten auch nur annähernde Bildungschancen. Beide wurden früh verheiratet. Doch über Khushboos Schule nahm die Mutter an Fortbildungen und Seminare für Eltern an, die ihr halfen, einen anderen Weg für ihre Tochter zu finden.
«Bildung ist wie Nahrung», sagt ihre Mutter. «Kein Tag vergeht ohne sie.» Jetzt lernt sie gemeinsam mit ihrer Tochter, und holt selber verpasste Chancen nach.
Zusammen macht’s mehr Spass: Khushboo lernt mit ihrer Mutter.
Kinder können auf die verschiedensten Weisen Freude am Lernen entwickeln. Der 12-jährige Angelito in den Philippinen lebt mit einer Cerebralparese, die seine Bewegungen und Sprachentwicklung beeinträchtigt. Dennoch ist er ein Energiebündel. Er lächelt viel, malt gerne und spielt mit seinen Geschwistern. «Wir lieben ihn so sehr», sagt sein Vater Rommel. Früher trug er Angelito auf seinem Rücken in eine Schule, wo er durch spezielle Kurse gefördert wurde. Jetzt hat Angelito einen Rollstuhl.
Angelito liebt das Malen.
«Als ich ihn das erste Mal zur Schule brachte, war ich überglücklich», erinnert sich Rommel. «Ich will, dass Angelito aufwächst, ohne sich ausgeschlossen zu fühlen. Ich liebe es, ihn in die Schule zu schicken und zu sehen, wie er lernt und mit anderen Kindern Umgang hat.» Khushboo und Angelito waren beide Patenkinder von World Vision.
Mit einer Kinderpatenschaft verändern Sie Leben. Jetzt ins Abenteuer starten!