2020: Die 5 (fast) vergessenen Krisen neben Corona

13. Januar 2021

Ein grosser Sturm über Bäumen und Land in El Salvador.

Vor dem Sturm: Hurrikan «Iota». hat im November Mittelamerika verwüstet und trifft hier gerade auf El Salvador.

ICH MÖCHTE HELFEN!

Text: World Vision Schweiz

Die Coronavirus-Pandemie hat im letzten Jahr ganze Nationen lahmgelegt. Doch die Natur beeindruckt das nicht: Starkregen, Erdbeben und Stürme haben auch 2020 viele Länder verwüstet, Dürren und Heuschrecken Existenzen zerstört. Auch Kriege und Konflikte haben nicht einfach aufgehört und Millionen Menschen zur Flucht gezwungen. Wir zeigen fünf Krisen, die zahlreiche Menschen getroffen und World Vision im letzten Jahr neben der Corona-Pandemie beschäftigt haben.

Heuschrecken in Ostafrika

Sie sind nur wenige Zentimeter gross, aber sie vernichten ganze Felder: Heuschrecken. Im Frühjahr fielen riesige Schwärme über Ostafrika her. Sie frassen Ernten, zerstörten Bäume und Weiden. Es war die schlimmste Heuschreckenplage seit 70 Jahren. Sie folgte auf einen wochenlangen, sintflutartigen Regen, der bereits extremen Schaden angerichtet hatte. In Kenia mussten 150‘000 Menschen ihre Dörfer verlassen. In Ruanda starben 65 Menschen nach Erdrutschen. Der Victoriasee verzeichnete einen neuen Höchststand nach über 60 Jahren. Die hohe Feuchtigkeit begünstigte die Vermehrung der Heuschrecken: Erste Schwärme gefährdeten bereits im Februar die Nahrungsversorgung von hunderttausenden Menschen, jetzt, nach dem Regen, vervielfachte sich ihre Gewalt. 7 Millionen Menschen waren alleine im Südsudan von Hunger bedroht. Hilfsgüter kamen durch die Strassenschäden und Corona-Restriktionen nur schwer voran. In mehreren Ländern unterstützt World Vision die Bekämpfung der Schwärme mit lokaler Logistik, Lkws und Material und unterstützt Farmer mit Saatgut und Geld, damit sie langfristig der Plage trotzen: indem sie sich wieder eine Existenz aufbauen.

Tausende Heuschrecken in Kenia auf einem Feld mit Bauern.Eine Plage von biblischem Ausmass: In Kenia vertreiben Farmer riesige Heuschreckenschwärme, die binnen Sekunden ihre Ernten vernichten.

Explosion in Beirut


Ein Mädchen steht vor einem zerstörten Haus im Libanon.Die Explosion im Hafen von Beirut hat viele Menschen obdachlos gemacht, auch die zwölfjährige Ghofran und ihre Familie.

Mehr als 170 Menschen starben Anfang August durch die Mega-Explosion im Hafen von Beirut. Über 300‘000 wurden obdachlos. «Schlimmer als Krieg» sei es gewesen, sagt Sirine, ein Patenkind, das gerade mit ihren Eltern auf der Strasse war, als die Gebäude zerbarsten. Bereits vor der Explosion steckte der Libanon in einer Wirtschaftskrise. Kein anderes Land hat so viele Flüchtlinge pro Kopf aufgenommen, rund 1,5 Millionen Syrer. Bei einer Umfrage des World Food Programmes gaben 50 Prozent der Menschen im Libanon an, nicht genug zu essen zu haben. Die ohnehin schlimme Situation verschlechterte sich mit der Explosion. Um langfristig wieder auf eigenen Beinen zu stehen, appellierte World Vision an alle Geberländer und die Öffentlichkeit, das Land zu unterstützen. Über ein Nothilfeprogramm sicherte World Vision umgehend Nahrung und Unterkunft für gefährdete Familien und bot Kindern psychologische Betreuung an, die so plötzlich und unvermittelt vor dem Nichts standen.

Flut in Vietnam

Menschen vor zerstörten Häusern in Vietnam.Was nach dem Taifun bleibt: Starkregen und Sturm haben Gemeinden und Existenzen in Vietnam zerstört.


Die Statistik zeigt: Unwetter nehmen in Folge des Klimawandels zu. Asien ist davon besonders betroffen. Im Herbst haben starke Regenfälle und Stürme viele Länder auf dem Kontinent verwüstet. Vietnam wurde in kurzer Zeit gleich zweimal getroffen: Als Ende Oktober viele Familien noch mit den Folgen der Flut kämpften, fegte ein neuer Taifun über das Land: «Molave». Starkregen, Flutwellen und Erdrutschen zerstörten Dörfer und Existenzen. Auch die von Đun und seiner sechsköpfigen Familie. Schon vor dem Sturm galten sie als arm, die Ernte reichte kaum, um sich zu versorgen und zum Leben blieben ihnen weniger als ein US-Dollar pro Tag. Nach Molave hatten sie gar nichts mehr: Der Taifun verwandelte den kleinen Fluss neben ihrem Grundstück in einen Strom, der Haus, Grundstück und Ernte mit sich riss. «Wir mussten im Haus unserer Nachbarn wohnen, das Essen reichte nicht», sagt er. Die Nothilfe von World Vision konnte Đun sowie 100 Familien im Bezirk unterstützen, mit Reis, Öl und Kleidung, Schulunterlagen für die Kinder sowie Baumaterialien, um sich wieder eine neue Grundlage aufzubauen.

Hurrikan in Honduras

Ein Junge sitzt mit einem Hund auf einem Gerüst in Honduras.Auch José Miguel und seine Familie haben in Honduras durch «Eta» alles verloren, einer ihrer zwei Hunde starb im Haus.


Auch in Mittelamerika häufen sich die wetter- und klimabedingten Naturkatastrophen. Im November traf es die Region doppelt: Erst fegte Hurrikan «Eta» über Nicaragua, Honduras, Guatemala, Panama und Costa Rica, entwurzelte Bäume, riss Häuser nieder und machte Millionen Menschen obdachlos. Mehr als 150 starben. Dann, nur zehn Tage später, kam Hurrikan «Iota» und verschlimmerte die Situation. Die starken Regenfälle und Fluten schwemmten ohnehin schon durchnässte Böden einfach weg. Hunderttausende Menschen wurden verletzt oder verloren ihr Zuhause, Gemeinden waren plötzlich von der Versorgung abgeschnitten. Besonders hart hat es Nicaragua und Honduras getroffen: Rund 1,5 Millionen Menschen brauchten dringend Hilfe. Viele Kinder waren ohne Unterkunft, überall fehlte es an sauberem Wasser, Schutz und Essen – und das mitten in der Corona-Pandemie. Neben Lebensmitteln, Matten und Decken unterstützte World Vision mit Schutzzonen für Kinder – quasi ein Stück Normalität mitten in der Krise.

Brand in Moria

Kinder vor Zelten auf der Insel Lesbos im Flüchtlingslager Moria.Das Flüchtlingslager Moria im August 2020, bevor es kurze Zeit später vollkommen niederbrannte und 12'000 Menschen obdachlos wurden.


Unbeeindruckt von COVID-19 haben auch im Jahr 2020 Konflikte und Kriege Menschen in Notsituationen gebracht und zur Flucht getrieben. In Berg-Karabach gerieten zahlreiche Zivilisten und Kinder zwischen die Schusslinie, in Syrien töteten erneut wahllose Angriffe die Bevölkerung. Nach insgesamt bald zehn Jahren Krieg gibt es laut UN heute 6,6 Millionen Flüchtlinge und ebenso viele Binnenvertriebene aus und in Syrien. Ihre miserable Lage wurde durch eine Krise besonders deutlich in 2020: den Brand im griechischen Lager «Moria». 12‘000 Flüchtlinge wurden nach katastrophalen Zuständen obdachlos, ein Drittel davon minderjährig – eine humanitäre Katastrophe vor unserer Haustür. World Vision appelliert gemeinsam mit anderen Kinderhilfswerken an die Schweizer Regierung, alles in ihrer Macht Stehende zu unternehmen, um den Kindern von Moria den Schutz und die Betreuung zukommen zu lassen, die ihnen gemäss UN-Kinderrechtskonvention zustehen.

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