Text: Sally Gamlin und Elissa Webster, World Vision International
Mais ist eine landwirtschaftliche Nutzpflanze – man denke nur an die langen grünen Stängel auf den Feldern, die sich im Wind wiegen. Nach der Ernte ist der Mais ein Nahrungsmittel – und wird in vielen Regionen Afrikas als Maisbrei gegessen, eine Art Polenta. In Ostafrika heisst der Maisbrei Ugali, Nshima in Malawi und Sambia, Sadza in Simbabwe und in Teilen Botswanas Phaleche. In Südafrika wird er Pap genannt. Und sein Name ist nicht der einzige facettenreiche Teil seiner Persönlichkeit – Mais gilt als Gemüse, als Getreide und als Frucht, alles in einem!
Mais stammt ursprünglich aus Mexiko, ist aber heute überall beliebt und wird in mehr als 3500 verschiedenen Formen verwendet – von Popcorn bis zu Softdrinks, von Feuerwerkskörpern bis zu Klebstoffen und Farben, von Kunststoffen bis zu Penicillin. Aber für Millionen von Menschen auf der ganzen Welt ist das alles nicht das Wichtigste – was wirklich zählt, ist der Mais in ihrem Teller.
Mais ernährt buchstäblich die Welt. Er spielt eine Schlüsselrolle für die globale Ernährungssicherheit – Reis, Weizen und Mais machen zusammen fast zwei Drittel der gesamten Nahrungsenergie aus, die weltweit verzehrt wird. In vielen Ländern Afrikas, Lateinamerikas und Asiens ist Mais ein Grundnahrungsmittel für Millionen von Menschen und macht in Teilen Afrikas südlich der Sahara 20 Prozent der verzehrten Kalorien aus. Mais ist also wichtig – aber das macht ihn auch zu einem Risiko. Millionen von Menschen sind von dieser einzigen Nahrungsquelle abhängig. Das macht sie anfällig für saisonale und marktbedingte Veränderungen auf dem Maismarkt, auf die sie keinen Einfluss haben.
Mais stillt den Hunger besonders gut, da er mehr Energie und Kohlenhydrate in einer Portion enthält als jedes andere Lebensmittel. Er ist reich an Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralien. Die Pflanzenstoffe sollen sogar das Risiko von Augenkrankheiten senken und vor Verdauungsproblemen und Krankheiten schützen. Als Teil einer ausgewogenen Ernährung – und dieser Teil ist wichtig – ist Mais ein Energielieferant. Für diejenigen, die auf Mais als Grundnahrungsmittel angewiesen sind, ist es jedoch ebenso wichtig, dass er preiswert ist. Das macht ihn zu einer sehr attraktiven Option für Familien, die viele Münder zu stopfen haben.
Mais enthält zwar viel Energie und andere gute Eigenschaften, kann aber allein nicht all die Nährstoffe liefern, die ein Kind für eine gesunde Entwicklung braucht. Die Art und Weise, wie er zubereitet wird, reduziert manchmal seinen Nährstoffgehalt, und Untersuchungen zeigen, dass er mit Hülsenfrüchten, Gemüse, Eiweiss und anderen Nahrungsmitteln kombiniert werden muss, um eine gesunde Ernährung zu gewährleisten. Leider ist eine ausgewogene Ernährung nicht die Realität, mit der Millionen von Kindern in Dörfern und Städten auf der ganzen Welt aufwachsen, die mit Armut zu kämpfen haben.
Der Maisanbau beansprucht von allen Pflanzen für den kommerziellen Nahrungsmittelanbau die meiste Fläche. Während er wächst, entzieht er dem Boden Stickstoff und andere wichtige Nährstoffe, was es schwieriger macht, auf demselben Feld wieder gesunde Pflanzen anzubauen. Einfache Techniken wie die Kompostierung und der Anbau verschiedener Kulturen (Zwischenfruchtanbau) in bestimmten Abständen tragen dazu bei, die Auswirkungen des Maisanbaus auf die Umwelt und den Boden zu verringern. Aber viele Menschen, die vom Maisanbau abhängig sind, kennen diese Techniken nicht oder wenden sie nicht an.
Mais ist einfach zu beschaffen und anzubauen, und er gedeiht auf vielen Bodenarten. Und die Beliebtheit von Mais nimmt weiter zu, vor allem in Ländern mit niedrigem Einkommen. 67 Prozent der weltweiten Maisproduktion stammt heute aus Ländern des globalen Südens. Der Lebensunterhalt von Millionen von Bauern hängt vom Maisanbau ab. Viele von ihnen leben von Ernte zu Ernte und haben wenig bis gar keine Rücklagen, um die Höhen und Tiefen ihres sehr schwankenden Einkommens abzufedern. Dies macht diese Bauern zunehmend anfällig für die Auswirkungen veränderter Wettermuster, lokaler Wasserknappheit, globaler Marktkräfte und einer Vielzahl anderer Risiken.
Mais braucht regelmässig viel Wasser, um zu gedeihen. Der Grossteil der Maiserzeugung in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara ist auf Regen angewiesen, weil es keine Bewässerungssysteme hat. Da Dürren und Stürme immer häufiger werden und länger anhalten und die Niederschläge immer weniger vorhersehbar sind, wird dies zunehmend zu einem Problem für die Maisbauern. Die Wasserknappheit nimmt in Regionen zu, in denen es früher reichlich Regen gab, wie in Zentralafrika, Ostasien und Teilen Südamerikas. Und die Situation wird immer schwieriger – eine aktuelle NASA-Studie sagt voraus, dass der Klimawandel in den nächsten zehn Jahren zu einem Rückgang der Maisproduktion um 20 Prozent führen wird. Die gute Nachricht ist, dass die Forschung auch Hinweise gibt, was wir tun können, um gegenzusteuern. Wasserrückhaltungssysteme, nachhaltige Anbautechniken, Bewässerung und dürreresistente Sorten können die Produktivität enorm steigern.
Mais ist nicht nur ein gut schmeckendes Lebensmittel, er wird auch zunehmend als Alternative zu fossilen Brennstoffen verwendet. Er wird als umweltfreundlichere Lösung für das weltweit wachsende Problem kohlenstoffbasierter Treibstoffe wie Benzin oder Diesel gepriesen. Gleichzeitig nehmen die Bedenken zu, dass die Verwendung von Pflanzen wie Mais für Biokraftstoffe die Ernährungssicherheit in ärmeren Ländern gefährden kann, da der Wettbewerb um dieselben Pflanzen die Preise in die Höhe treibt. Eines scheint sicher – dieses Dilemma wird sich nicht lösen lassen. Die Internationale Energieagentur sagt voraus, dass die Nachfrage nach Biokraftstoffen bis 2027 um 20 Prozent oder mehr steigen wird.
Während die Maiserzeugung mit vielfältigen Problemen konfrontiert ist, wird gleichzeitig ein sprunghafter Anstieg der Nachfrage für die Verwendung in Futtermitteln, Lebensmitteln und in der Industrie prognostiziert, da die Weltbevölkerung, der Fleischkonsum sowie der Produktions- und Verkehrssektor wachsen. Der grösste Teil dieser Nachfrage wird voraussichtlich aus Ländern mit niedrigem Einkommen kommen, die das meiste selbst produzieren müssen, da Importe aus anderen Ländern nicht in Frage kommen. Das bedeutet, dass die Steigerung der lokalen Produktion und der Resilienz gegenüber Katastrophen zukünftig wichtiger denn je sein wird.
Die Herausforderungen, mit denen die Maisproduktion konfrontiert ist, gehen weit über die Kulturpflanze selbst und die Bauern, die sie anbauen, hinaus. Fragen der Ernährung, der Ernährungsunsicherheit, der Wasserknappheit und der Umweltzerstörung haben gewaltige Auswirkungen auf das Leben und die Zukunft von Kindern und ganzen Gemeinschaften an den gefährdetsten Orten der Welt. Deshalb arbeiten wir in unseren Entwicklungsprojekten heute mit Kindern, Familien und Gemeinden auf der ganzen Welt zusammen und unterstützen sie bei der Stärkung der landwirtschaftlichen Produktion, der Ernährungssicherheit und der wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit, damit sie für die Zukunft gewappnet sind.
Die durch Patenschaften finanzierten Projekte stellen Saatgut, Ausbildung und Schulungen zur Verfügung, die es den Gemeinden ermöglichen, nachhaltige, klimafreundliche landwirtschaftliche Techniken anzuwenden, wie z.B. die Verwendung von Kompost, um die Feuchtigkeit im Boden zu halten, und den Anbau einer Vielzahl von Pflanzen, die schnell wachsen, dürreresistent und nahrhaft sind. Um die Vorteile der gesteigerten Produktion zu maximieren, arbeiten die Mitarbeitenden vor Ort mit den Bauern zusammen: neue Fertigkeiten im Umgang mit Geld zu erlernen, die Familien über gute Ernährung zu unterrichten und –was ebenso wichtig ist – den Menschen zu helfen, ihre Erfahrungen und ihr Wissen mit anderen zu teilen.
Durch unsere Entwicklungsprojekte erhalten Kinder, ihre Familien und ihr ganzes Umfeld die Möglichkeit, sich endgültig aus dem Kreislauf der Armut zu befreien.
Mit einer Patenschaft unterstützen Sie dies nachhaltig.