Lutz Hahn lässt sich von der jungen Mutter Karima zeigen, was ihre tägliche Mahlzeit ist: Sorghummehl mit Wasser vermischt.
Um den mangelernährten Kleinkindern zu helfen, verteilt die Gesundheitsstation nährstoffreiche Zusatznahrung.
Mit dem Flugdienst der Vereinten Nationen geht es nach Maradi. Die Stadt liegt 600 km östlich von Niamey an der Grenze zu Nigeria. Überall am Strassenrand sieht man Marktstände, auf denen abgefüllte 1-Liter-Flaschen zum Verkauf angeboten werden. Nein, hier wird kein Sahel-Wein verkauft, sondern aus Nigeria eingeschmuggeltes Benzin. Es scheint ein lukratives Geschäft zu sein. Der Liter-Preis ist mit Fr 1.- bis Fr 1.20 rund 25% günstiger als an der normalen Tankstelle. Trotzdem für hiesige Verhältnisse teuer genug.
Nahrungszusatz für mangelernährte Kleinkinder
In Maradi betreibt World Vision das Gesundheitszentrum Mayara. Zurzeit sind fast 2600 Kleinkinder registriert, die mangel- oder unterernährt sind. Nachdem die Kinder gewogen, gemessen und untersucht worden sind, verteilt das Gesundheitspersonal Essensrationen für eine Woche. Dann müssen Mütter mit ihren Kleinkindern wieder hierher kommen. Wie der zuständige Ernährungsverantwortliche erklärt, verstehen aber viele Mütter aus den umliegenden Dörfern nicht, wie wichtig es ist, regelmässig herzukommen. Meistens wenden sie sich erst an das Gesundheitspersonal, wenn bei den Kindern bereits Schädigungen oder schwere Krankheiten aufgetreten sind.
Mehlsuppe für die Erwachsenen
Auch Karima erhält heute für ihr zweijähriges Kind die angereicherte Erdnusspaste „Plumpy-Nut“. Ihr Dorf liegt sieben Kilometer von der Gesundheitsstation entfernt. In der Hitze ist der Fussweg auf sandigem Boden – zumindest für einen Europäer – ziemlich anstrengend. Karima erzählt mir im Interview, dass alle Männer im Dorf vor Monaten weggegangen sind, um Nahrung zu finden. Zurückgeblieben sind die Frauen mit ihren Kindern. Die Essensvorräte reichen noch zwei bis drei Wochen. „Wenn bis dann die Männer nicht zurückkehren, haben wir ein Problem“, so die fünffache Mutter.
Obwohl es schon später Nachmittag ist und sie bereits einen langen Fussmarsch zum Gesundheitszentrum und zurück hinter sich hat, hat Karima heute noch nichts gegessen. Da bringt ihr eine Nachbarin eine mit Flüssigkeit gefüllte grosse Schale. Die zähflüssige Brühe besteht aus Sorghummehl und Wasser. Besonders nahrhaft ist das nicht. Aber es ist das einzige, was es derzeit in dieser Region zu Essen gibt. Siehe Video.