Nach zwei Flugstunden von Mosambiks Hauptstadt Maputo lande ich in der Provinz Nampula im Nordosten des Landes. Per Auto geht’s nun drei Stunden in unser Projektgebiet Muecate – eine kurze Fahrt für ein Land, das 20mal grösser ist als die Schweiz. Nach einer Stunde Teerstrasse folgt eine holprige Sandpiste. «Gratis Rückenmassage!», scherzt der gut gelaunte Fahrer.
Was ist ein Wasserkomitee?
Den ersten Halt machen wir beim Wasserkomitee des Dorfes Mocone. Hauptaufgabe der 12 Mitglieder ist der Unterhalt des Dorfbrunnens, der mit Unterstützung von World Vision Schweiz gebaut wurde. Die Dorfbevölkerung und die lokale Regierung wirken bei solchen Projekten von Anfang an mit. Zunächst identifiziert das Wasserkomitee mit den Dorfbewohnern den optimalen Standort, dann prüft die Wasserbehörde der Regierung die Machbarkeit. Erst wenn eine Mindestanzahl von Familien einen symbolischen Finanzbeitrag leistet und einen offiziellen Antrag unterschreibt, wird gebaut.
Verantwortung übernehmen
Den Brunnenbau durch eine lokale Baufirma überwacht ein Techniker der lokalen Behörde. Der fertige Brunnen wird dann feierlich an die Regierung und in die Verantwortung der Dorfbevölkerung übergeben. «Ownership» ist in solchen Projekten unabdingbar. Zu oft hört man von Brunnen, die schnell mal hingestellt wurden und nach wenigen Jahren verlottern, weil sich niemand zuständig fühlt.
«Früher war es eine ganze Stunde Fussmarsch zur nächsten Wasserquelle!», sagt Gracinda. Die Präsidentin des Wasserkomitees ist stolz auf das gemeinsame Werk und ganz vorne mit dabei, als die Gruppe den Brunnen zu Demonstrationszwecken in seine Einzelteile zerlegt. «Oft mussten wir früher am Wasserloch noch eine Stunde in der Schlange warten», fügt sie hinzu. «Wir sind stolz, dass wir den Brunnen selbstständig unterhalten und die meisten Reparaturen selber machen können», ergänzt Francisco, der im Wasserkomitee für den Unterhalt zuständig ist.
Wasser und Hygiene gehen Hand in Hand
Das Wasserkomitee sensibilisiert auch die Dorfbevölkerung in Sachen Hygiene: «Händewaschen nach Benutzung der Latrine und vor dem Essen – immer mit Seife!» Ausserdem unterstützt das Komitee die Familien tatkräftig beim Latrinenbau oder dabei, ein Gestell für Geschirr zu errichten, das sonst oft am Boden liegt und verdreckt.
Natürlich läuft noch nicht alles rund: «Manche Leute wollen nichts von Hygiene und Latrinenbau wissen und verrichten ihr Geschäft nach wie vor im Freien», klagt Atija, ein anderes Mitglied des Wasserkomitees. «Zudem», sagt sie, «gibt es immer noch viele Familien, die lieber ans alte Wasserloch gehen, weil sie die 20 Mets (62 Mets = 1 CHF) Monatsgebühr für die Brunnenbenutzung nicht bezahlen wollen. So fehlen uns wichtige Einnahmen für den Unterhalt.»
Einmal mehr zeigt sich: Erfolgreiche Projekte bedingen die Bereitschaft, das gewohnte Verhalten zu ändern. Genauso wie bei uns in der Schweiz ändern sich Gewohnheiten nicht über Nacht.